Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Calvin und die Frauen. Ein Gespräch

War Calvin ein Frauenversteher? Oder doch ein Macho?

Klaus Bröhenhorst hat Johannes Calvin getroffen und ihn mit seinen eigenen Zitaten konfrontiert.

„Alle denkbaren Unterschiede gleicht die Gemeinschaft mit dem einen Christus aus.“[1]

Wer das Urteil Oskar Pfisters im Ohr oder vor Augen hat, nämlich: Calvin sei ein „der Liebe verschlossener Sadist gewesen“[2] -eine Meinung, die Audin teilt: „Calvin hat nie geliebt“[3]- der muss davon ausgehen, bei der Recherche des Verhältnisses Calvins zu Frauen auf wenig Erquickliches zu stoßen; falls sich diese Recherche denn überhaupt lohnt. Just das aber ist der Fall. Calvin im O-Ton gelesen weiß genug und weiß auch Erquickliches von Frauen zu sagen.

Ob er deshalb gleich als „Feminist unter den Reformatoren“[4] bezeichnet werden muss? Nun, diese Frage zu stellen, heißt, sie zu verneinen. Ist doch die Kategorie „Feminist“ für einen Menschen des 16. Jahrhunderts schlicht unangemessen und als Versuch, den Genfer Reformator für Positionen des 20. bzw. 21 Jahrhunderts zu reklamieren, abzu-weisen[5]. Unter der Voraussetzung freilich, dass Calvin „nicht etwa fertig, abgeschlossen, tot, eingesperrt in das Gefängnis der Jahre 1509-1564“ ist, sondern dass es „eine fortdauernde Geschichte Calvins“[6] gibt, scheint ein Gespräch mit dem Genfer Reformator nicht nur möglich, sondern verspricht sogar, interessant zu werden – just auch in puncto Frauen ... Aber urteilen Sie selbst!

KB: Herr Calvin, haben Sie je geliebt? Ich meine, nicht nur Bücher... äh...

Calvin: Verstehe. Ja, ich habe geliebt. Besonders meine Frau Idelette, mit der ich fast neun Jahre verheiratet war. Dabei war ich bekanntlich zum einen schüchtern, zum anderen wählerisch. Aber Idelette, die ich schon länger kannte, gefiel mir. Wir waren in enger Partnerschaft verbunden. Grundsätzlich schreibe ich einmal an Falais, dass die Liebe vorherige Bekanntschaft fordert und dass die Ehen nie glücklich seien, wenn sie nicht auf gegenseitiger persönlicher Erklärung beruhten und man darüber gesprochen habe, was jeder Teil vom anderen verlangt.[7] Sie können das nachlesen...

KB: Danke, danke. Aber war Ihnen Idelette denn wirklich eine Hilfe?

Calvin: Gewiss. Sie trug das Werk der Reformation voll mit. In meiner Korrespondenz wird sie immer wieder erwähnt, ist Ziel von Grüßen und lässt auch selber Grüße übermitteln.[8] „Wäre mir etwas Schlimmes widerfahren, sie hätte nicht nur willig Verbannung und Armut mit mir geteilt, sondern auch den Tod.“[9]

KB: So lange freilich währte Ihr Glück nicht...?

Calvin: Nein. Wir mussten viele Schicksalsschläge hinnehmen. Schon bald nach der Hochzeit erkrankte ich schwer. 1542 wurde unser einziges gemeinsames Kind geboren, Jacques[10], und starb kurz nach der Geburt. Idelette hat sich davon nie wieder erholt. Ihr Tod am 29. März 1549 war ein schwerer Schlag für mich. Ich war dabei, als sie starb, und sprach zu ihr von Christi Gnade, der Hoffnung des ewigen Lebens, von der Heimkehr, dann nahm ich meine Zuflucht im Gebet.[11] Ich habe Idelette nie vergessen, habe auch nicht wieder geheiratet. Ich musste kämpfen, „dass mich das Leid nicht ganz erdrückt.“[12] Noch Jahre später bekenne ich, dass Idelette „täglich“[13] bei mir ist. Aber das wird mir jetzt zu persönlich.

KB: Gut. Verlassen wir das Persönliche und kommen zum Grundsätzlichen, zu „Mann und Frau“. Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Frau - in Ihrer Meinung nach – „innerweltlich keinen Anteil an der Ebenbildlichkeit Gottes hat…Die Frau…könne nur durch Unterwerfung unter ihren Mann zu Christus kommen.“[14] Ist das korrekt so?

Calvin: Überhaupt nicht. Wer sagt das? Ich sag´s jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Ich verstehe das Zueinander von Mann und Frau grundsätzlich komplementär und in Hinblick auf Gott als gleichbegnadet. Mann und Frau „sind... doch aufeinander angewiesen! Voneinander getrennt gleichen sei verstümmelten Gliedmaßen eines gewaltsam zerrissenen Körpers.“[15] „Denn beide, Mann und Weib, sind nach Gottes Bilde geschaffen, und wenn Paulus uns eine Erneuerung zu diesem Ebenbilde zumutet (Kol.3,10), so meint er damit das Weib gleicherweise wie den Mann.“[16] Die Frau muss sich auch keineswegs den Himmel durch Nachkommenschaft verdienen, wie es ein Kollege von mir ähnlich ´mal gesagt hat.[17] „Die Pflicht der beiden Geschlechter ist eine gegenseitige.“ Die Frau „ward dem Manne… als ganz persönliche Begleiterin durchs Leben gegeben, und der Segen des Ehestandes erstreckt sich auf alle Lebens-beziehungen.“ Um es dem Adam in den Mund zu legen, als er Eva erblickt: „…ich schaue gleichsam mein anderes Ich.“[18]

KB: Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber: Von öffentlichen Ämtern schließen Sie Frauen doch aus, n´est ce pas? Deutlich abwehrend sprechen Sie von „Wei-berherrschaft“ und sagen wortwörtlich: „Die Weiber treten aus dem Gehorsam Christi heraus, wenn sie dem Mann die Untertänigkeit verweigern.“[19] Ja: Gott habe dem Mann vor dem Weibe eine bevorzugte Stellung verliehen. In seiner Ehre spiegele sich Gottes Ehre wider. [20]

Calvin: Ich hab` doch die Regeln nicht gemacht! Ich folge nur mehr oder weniger dem Paulus. Wobei aufmerksamen Lesern immer schon aufgefallen ist, dass ich das an einschlägigen Stellen weniger tue. Im Hinblick auf das berühmte Schweigegebot („Das Weib schweige in der Gemeinde!“, 1. Korinther 14, 34) lasse ich Ausnahmen zu, zum Beispiel für Notzeiten, nehme Abschied vom Prinzipiellen und überlasse die Diskussion der praktischen Vernunft. In meiner Institutio frage ich: „Ist jenes Gebot von dem Stillschweigen der Frau (in der Gemeinde) etwa heilig, so dass man es nicht verletzen kann, ohne die schlimmste Missetat zu begehen?... Durchaus nicht!... Auch gibt es Gelegenheiten, wo ihr (der Frau, nämlich) das Reden nicht weniger ansteht als sonstwo das Schweigen.“[21] Überhaupt gilt, „dass wir uns hier kein ewiges Gesetz aufrichten, sondern die ganze Übung solcher Gebräuche und auch ihren Zweck auf die Erbauung der Kirche beziehen.“[22]

KB: Ihre Warnung vor einer „Weiberherrschaft“ gilt aber dennoch?

Calvin: Sicher. Ich hatte seinerzeit allerdings Maria Stuart im Blick. „Von einer Weiber-regierung habe ich gesagt, da sie von der Ordnung der Naturgesetze abweiche, so sei sie unter die Strafen Gottes zu zählen. Und doch lasse Gott auch darin zuweilen eine außerordentliche Gnade leuchten, indem er zum Tadel für die Trägheit der Männer Frauen nicht nur mit männlichem Sinn, sondern sogar mit Heldengeist ausrüste und aufrufe, wofür Deborah ein leuchtendes Beispiel sei.“[23]

KB: Was denn nun: Weiberherrschaft - Ja oder Nein?

Calvin: Beides. Man muss mich schon dialektisch und dialogisch lesen, sonst begreift man mich nicht. In Hinblick auf Elisabeth von England sage ich anderes als in Hinblick auf Maria Stuart. Das heißt: Ich betone anderes, nämlich dass „es nach Sitte, öffentlicher Meinung und langjährigem Brauch herkömmlich sei, dass nach dem Erbrecht Königreiche und Fürstentümer auch an Frauen fielen“.[24]

KB: Aber so ganz gefällt Ihnen das nicht?

Calvin: Sitte, Schicklichkeit, Ordnung, Wohlanständigkeit sind für mich stets Argumente – immerzu begleitet vom Bangen darum, wer oder was der Ausbreitung des Evangeliums dienen könne. Ansonsten finden sich in meinem Nachlass unzählige Briefe an Frauen, denen ich weder Macht, Einfluss und Klugheit noch sonst irgend-etwas verbiete, sie vielmehr dem Beistand und Geiste Gottes anbefehle einschließlich des Wunsches: „Leb wohl, edelste Herrin!“[25] Ob wir´s dabei belassen können?

KB: Wie Sie meinen. Lassen wir´s dabei. Näher als diese oder jene Regentin waren Ihnen ja ohnehin... wie soll die nennen?...: Ihre „Glaubensgenossinnen“?

Calvin: In meinem Brief vom 16. September 1557 an Frauen, die in Paris gefangen sitzen und sämtlich dem Tode entgegengehen, wähle ich die Anrede „sehr liebe Schwestern“[26] und ich hoffe, dass meine Solidarität die gefangenen Frauen ermutigt hat.

KB: Solidarität? Das hört sich sehr partnerschaftlich an.

Calvin: Geschwisterlich. Geschwisterlich in Christus. Und so ist es auch gemeint. Wenn ich mich selber zitieren darf... also, ich erwähne biblische Beispiele und schlussfolgere: „Das muss Euch recht ermutigen, so dass der Blick auf Euer Geschlecht Euch nicht verzagen lässt, obschon die Menschen es oft tun.“ Und weiter: Wenn die Gegner der Reformation „aus dem Geschlecht oder äußeren Stand Anlass nehmen, ganz besonders über uns herzufallen (wir sehen ja, wie sie über Frauen und einfache Handwerker spotten, als käme es denen nicht zu, von Gott zu reden und ihr Seelenheil zu kennen!), so müssen wir wissen, dass das gerade zum Zeugnis wider sie... dienen wird. Da es nun aber Gott gefallen hat, Euch zu berufen so gut wie die Männer (denn vor ihm gilt nicht Mann noch Weib), so müsst Ihr auch Eure Pflicht tun und ihn verherrlichen nach dem Maß der Gnade, die er euch gegeben, so gut wie die größten Helden... Da wir alle zusammen unser Heil haben in ihm (Christus), müssen wir auch einmütig, Männer wie Frauen, seine Sache führen... Betrachtet doch die Stärke und Festigkeit der Frauen beim Tode unseres Herrn Jesu Christi; die Apostel hatten ihn verlassen, sie blieben bei ihm in wunderbarer Standhaftigkeit... Wieviel Frauen haben ihr Blut und Leben nicht geschont...! ... Ist ihr Glaube nicht der Sieg gewesen, der die Welt überwunden hat, so gut wie der der männlichen Märtyrer?“[27]

KB: Das ist eindrücklich. Aber natürlich eine besondere Situation. Kann ja nicht jeder und jede eine Maria Durand sein, die ihr „Recister“ in den Tour de Constance von Aigues Mortes ritzte.

Calvin: Ich widerspreche. Die Situation des Kampfes ist für mich grundlegend. Ich bin der Überzeugung, „dass auch nach dem Erscheinen Christi die Kirche nicht in behaglicher Ruhe leben wird, sondern dass Gottes Kinder bis ans Ende zu kämpfen haben“[28]. Sogar in meinen Gebeten spreche ich von „Krieg“[29] und bitte Gott, „dass wir unter deiner Fahne ritterlich streiten, bis wir endlich gelangen zu jener seligen Ruhe, wo uns aufbehalten ist die Frucht des Sieges in Christo Jesu, unserm Herrn.“[30]

KB: Zurück zu unserem Thema...!

Calvin: Das ist unser Thema, weil es unsere Situation ist. Ein männliches oder  weib-liches Sich-Selbst-Genügen ohne diese Ausrichtung hielte ich für bedenklich. Ist denn nicht mehr der „Genuss“ der Liebe Gottes „des Lebens letztes Ziel“[31]? Ist es nicht mehr das „Wichtigste..., dass alle, die unsere Botschaft hören,... zu dem Sohne Gottes kommen“[32]?

KB: Vor diesem Letzten will doch aber auch Vorletztes bedacht sein, oder nicht?

Calvin: Gewiss!  Eine „reformierte reine Frömmigkeit“[33] ist mir eine Herzensange-legenheit. Und die Ordnung, die ich damit gefordert sehe, ebenso. In eine solche eingebunden weiß ich Männer und Frauen. In puncto äußerer Anordnung und gesellschaftlicher Schicklichkeit gibt es für mich da deutliche Abstufungen. In Beziehung auf Gott aber nicht. Da „ist Christus unterschiedslos des Mannes und des Weibes Haupt.“[34] Und das ist doch der entscheidende Punkt, oder nicht? Ist das denn so schwer zu begreifen? „Habe ich nun zu rauh und grob geredet, so verzeihen Sie...“[35]

KB: Ist schon okay. Wenn ich Ihnen jetzt noch einen letzen Satz einräume...

Calvin: ...dann ist das der: „Der Herr leite und behüte Euch alle!“[36]

KB: Vielen Dank für das Gespräch!

Zitierempfehlung:
Klaus Bröhenhorst, Calvin und die Frauen. Ein Gespräch (Juli 2008), www.reformiert-info.de, URL: http://www.reformiert-info.de/2298-0-3-105-16.html (Abrufdatum)


[1]              Johannes Calvin, Auslegung der Heiligen Schrift, 13. Band, Moers, ohne Jahresangabe, S. 60

[2]              Zit. in Stauffer, Menschlichkeit, S .9

[3]              Zit. in Stauffer, Menschlichkeit, S. 7

[4]              Reformiertes Sonntagsblatt, Nr. 34, vom 25.8.1991

[5]              Was nicht ausschließt, von „´Female Line` in Calvinism“ zu sprechen; s.: Mimako Saito, Marguerite de Navarre et Jeanne d´Albert: Calvin and Feminism; in: Calvin in Asian Churches, Vol. 2, Seoul, 2004, S. 161

[6]              Karl Barth, Die Theologie Calvins 1922, Zürich 1993, S. 8f.

[7]              s.: Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd. 1, Neukirchen, 1961, S. 358

[8]              Idelette wird von 1545 bis 1549 in der französischen Korrespondenz nicht weniger als dreißgmal erwähnt. Nachzulesen in: Richard Stauffer, Calvins Menschlichkeit, Zürich, 1964, S. 59, Anm.47

[9]              in. Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd. 2, Neukirchen, 1961, S. 464 f.

[10]             Noch 1547 spricht Calvins von der Taufe „unseres kleinen Jacques“; in:Briefe, Bd, 1, Neukirchen, 1961, S.401

[11]             s.: Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd, 2, Neukirchen, 1961, S. 464

[12]             in: aaO, S. 463

[13]             in: aaO, S. 522

[14]             Hannelore Erhart, „´Ich habe mich nie um eine Frau bemüht…` Das Frauenbild bei Luther und Calvin; in: Wie Theologen Frauen sehen – von der Macht der Bilder, Freiburg, 1993, S. 77

[15]             Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 12. Bd., (Römer und Korinther), Moers, S. 430

[16]             aaO, S. 429

[17]             Calvin versucht, 1. Tim. 2, 15 als „Trostwort“ auszulegen; s.: J.C., Auslegung der kleinen Paulinischen Briefe, Neukirchen, 470

[18]             Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 1. Bd., Das erste Buch Mose), Moers, S.43.45

[19]             Johannes Calvin, Auslegung der Heiligen Schrift, Epheserbrief, Moers, S. 80

[20]             s. Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 12. bd., (Römer und Korinther), Moers, S.429

[21]             Johannes Calvin, Unterricht in der christlichen Religion, Neukirchen, 5. Aufl., 1988, IV, 10, 31; S. 826

[22]             aaO, 826f.

[23]             in: Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd. 2, Neukirchen, 1961, S. 684

[24]             in: Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd. 3, Neukirchen, 1961, S. 1010

[25]             in. Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd. 2, Neukirchen, 1961, S. 824

[26]             in: Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen, Bd. 3, Neukirchen, 1961, S. 915

[27]             in: aaO, 915-917

[28]             Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 9. Bd., Ezechiel und Daniel, hrsg. von O. Weber, Moers, 1938, S. 361

[29]             zitiert bei Oberman, Heiko A., Zwei Reformatoren, Berlin, 2003, S. 174

[30]             in: Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 9. Bd., Ezechiel und Daniel, hrsg. von O. Weber, Moers, 1938, S.508

[31]             Johannes Calvin, Auslegung der heiligen Schrift, 1. Bd., Das erste Buch Mose, S. 57

[32]             zit. in: Dankbaar, Willem F., Calvin, Neukichen, 2. Aufl., 1966, S. 227

[33]             in: Johannes Calvins Lebenswerk nach seinen Briefen, Bd. 2, Neukirchen,1961, S. 826

[34]             Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 12. Bd., (Römer und Korinther), Moers, S. 427

[35]             Johannes Calvins Lebenswerk nach seinen Briefen, Bd. 2, Neukirchen,1961, S. 830

[36]             in: Johannes Calvins Lebenswerk nach seinen Briefen, Bd.1, Neukirchen, 1961, S. 345

 


©Klaus Bröhenhorst, Pfarrer der Ev.-ref. Gemeinde Hildesheim
Jeanne d’Albret, Marguerite d’Angoulême, Idelette de Bure, Marie Dentière, Renée de France, Marguerite de France, Anne de Pisseleu

Biografie, Theologie und Politik in Frauensachen. Eine Sammlung von Texten und Links auf reformiert-info
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Reformierte - feministische - Theologin der ersten Stunde, ehemalige Priorin, Predigerin und Autorin in Straßburg und Genf, im Streit und im Gespräch mit Johannes Calvin - Ein Beitrag von Merete Nielsen, Göttingen
Von Rosine Lambin, München

''Ich bitte Sie, Herr Calvin, zu Gott zu beten, er möge Ihnen die Wahrheit zeigen …'' schrieb Renée de France am 21. März 1563. Die Prinzessin diskutierte kontrovers theologisch mit dem Reformator, wie mit den (katholischen) Feinden umzugehen sei. Die politisch mächtigen Frauen Frankreichs, mit denen Calvin systematisch Kontakt aufgenommen hatte, trieben die Reformation auf ihre Weise voran. Sie schützten und unterstützten Protestanten, weigerten sich aber, harsch gegen den Katholizismus vorzugehen, und mäßigten die radikale ''Missionsarbeit mancher kalvinistischer Pastoren''. Das machte die Reformation ''lebendig und menschlich''.