Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 96 bis 98

Predigt von Pastor Dr. Andreas Flick, Celle

"Darf man denn gar kein Bild machen?"

Frage 96

Was will Gott im zweiten Gebot?

Gott will, dass wir ihn in keiner Weise abbilden,
noch ihn auf irgendeine andere Art verehren,
als er es in seinem Wort befohlen hat. 
 

Frage 97

Darf man denn gar kein Bild machen?

Gott kann und darf in keiner Weise
abgebildet werden.
Die Geschöpfe dürfen abgebildet werden,
aber Gott verbietet,
Bilder von ihnen zu machen und zu haben,
um sie zu verehren oder ihm damit zu dienen.
 

Frage 98

Dürfen denn nicht die Bilder als der "Laien Bücher"
in den Kirchen geduldet werden?

Nein;
denn wir sollen uns nicht für weiser halten als Gott,
der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen,
sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes
unterwiesen haben will.

 

Liebe Gemeinde, 

seit 14 Tagen zeigen wir in unserer Kirche die bemerkenswerte Ausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“. In ihr werden über 100 zumeist niederländische Bibelfliesen präsentiert. Die älteste stammt aus dem Jahr 1670.

„Habt ihr als Reformierte keine Probleme damit, diese Bibelfliesenausstellung zu präsentieren? Schließlich propagiert ihr doch konsequent das Bilderverbot.“ So oder so ähnlich wurde ich in den vergangenen Wochen verschiedentlich gefragt.
Die Anfragen haben mich veranlasst, einmal in der heutigen Lehrpredigt das biblische Bilderverbot zu betrachten.

Dazu habe ich zu Beginn dieses Gottesdienstes Kopien einer historischen Bibelfliese verteilt, die Ende des 18. Jahrhunderts in Rotterdam gefertigt wurde. Sie unterscheidet sich deutlich von den meisten anderen Bibelfliesen. Es fehlen nicht nur der zumeist gebräuchliche Kreis, in dem die biblische Szene präsentiert wird, und die Eckornamente. Es fehlt auch die übliche Personengruppe, die auf den anderen Bibelfliesen zu sehen ist. Diese Fliese ist der bildliche Versuch, jenen Vers aus dem ersten biblischen Schöpfungsbericht darzustellen, welcher lautet: „Gottes Geist schwebte auf dem Wasser“ (1. Mose 1,29).

Der heutigen Predigt möchte ich jedoch nicht dieses Wort, sondern den zentralen alttestamentlichen Bibeltext zum Bilderverbot zugrunde legen: das nach reformierter wie auch jüdischer Zählung zweite Gebot. Dieses möchte ich insbesondere mit den Fragen 96 bis 98 aus dem Heidelberger Katechismus beleuchten, die wir im Rahmen der Schriftlesung schon einmal vernommen haben.

Hören wir nun auf das 2. Buch Mose Kapitel 20, Verse 4 bis 6. Gott spricht: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem was im Wasser unter der Erde ist:
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“
Amen

Liebe Gemeinde,
die Zehn Gebote zählen bei uns Christen mit zu den bedeutendsten biblischen Texten. Doch oftmals werden sie nur in einer Kurzfassung betrachtet. So etwa in katholischen Katechismen oder im Kleinen und Großen Katechismus Martin Luthers. Der Reformator geht davon aus, dass manche Teile der 10 Zehn Gebote durch das Neue Testament aufgehoben wurden.
Unseren Predigtvers „Du sollst dir kein Bildnis machen …“ suchen wir daher in Luthers Katechismen vergeblich.

Für manch einen Christ ist es schon eine erstaunliche Feststellung, dass die biblische Fassung der Zehn Gebote länger ist als die einst in der Schule oder im Konfirmandenunterricht auswendig gelernte.

Das im zweiten Gebot verwandte hebräische Wort für „Bild“ (pesel) bezeichnet stets ein Kultbild.

Die Besonderheit des Gebots wird vor dem altorientalischen Hintergrund verständlich: Die Götter wurden zumeist durch plastische Bilder verkörpert, seien sie aus Stein gehauen, aus Holz geschnitzt oder in Metall gegossen.
Jedes Volk hatte seine eigenen Götterbilder, die es zu Hause oder an den Tempeln verehrte. Ja, man nahm sie auch als kleine Glücksbringer mit auf die Reise.

Eine nicht darstellbare Gottheit war für Israels Nachbarn ungewöhnlich, ein bildloser Glaube absolut befremdlich. Denn vor Götterbildern zelebrierten die Menschen ihre heiligen Handlungen. Von daher galt die Zerstörung von Gottesbildern als ein ganz schlimmer Frevel gegenüber einer Gottheit. Es war ein todeswürdiges Verbrechen.

Mit dem grundsätzlichen Verbot, ein Gottesbild herzustellen und zu verehren, schließt das Alte Testament gerade das aus, was für andere Religionen das Verehrungswürdigste überhaupt ist. Denn die Götterbilder bedeuteten stets die Anwesenheit des dargestellten Gottes.

Natürlich waren die Menschen in Israels Umgebung keine Naivlinge. So erhob das jeweilige Gottesbild keineswegs den Anspruch, die Gottheit naturgetreu darzustellen.

Doch trotz aller Kritik an der Bilderverehrung war sie selbst in Israel weit verbreitet. Die Menschen damals wie auch heutzutage begehrten etwas Sichtbares und Greifbares.

Die biblische Kritik an der Bilderverehrung zielt durchaus nicht allein auf die Bilder fremder Gottheiten. Das zweite Gebot verbietet auch den Gott Israels abzubilden. Diese Bilderlosigkeit folgt aus einer ganz bestimmten Gottesauffassung. Der Gott Israels ist nicht ein Gott wie die umliegenden Götter. Er ist nicht im Kultbild gegenwärtig. Er ist darum auch nicht im Gottesdienst für uns Menschen in irgendeiner Weise verfügbar.

Gott lässt sich nicht an einen bestimmten Ort binden. Gott ist und bleibt ein freier Gott. Dass er nicht von uns Menschen verfügbar gemacht werden will, ist grundlegend für das biblische Bilderverbot.

Das Bilderverbot gehört spätestens seit dem babylonischen Exil zu den Grundlagen der jüdischen Religion, und dies bis zum heutigen Tag. Wenn Sie beispielsweise die Synagoge hier in Celle besuchen, werden sie dort selbstverständlich keinerlei Bilder entdecken.

Der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf soll grundsätzlich gewahrt werden. Jedes von Menschen geschaffene Bild wäre eine Verzeichnung Gottes. Gott will nicht nur nicht abgebildet werden. Wir Menschen können ihn gar nicht abbilden. Diese Erkenntnis hat die jüdische Theologie bis heute geprägt.

Es ist eine Tatsache, dass die ersten Christengemeinden das jüdische Bilderverbot übernahmen. Doch im Laufe der Geschichte
wurde es mehr und mehr aufgeweicht – auf die Gründe komme ich gleich noch zu sprechen.

Selbst Gott wurde in katholischen Kirchen später ohne Skrupel abgebildet – zumeist als ein alter Mann mit Rauschebart. Diesen alten Mann finden wir auch auf alten Stichen zum Schöpfungsbericht wieder.

Für die Reformierten, für die die Zehn Gebote einen besonders hohen Stellenwert besaßen, war eine bildliche Darstellung von Gott ein schwerer Verstoß gegen das zweite Gebot. So lautet die Antwort auf die Frage 96 im Heidelberger Katechismus „Was will Gott im zweiten Gebot? Gott will, dass wir ihn in keiner Weise abbilden, noch ihn auf irgendeine andere Art verehren, als er es in seinem Wort befohlen hat.“

Dies war der Grund dafür, dass im reformierten Bereich jegliche bildliche Darstellung von Gott abgeschafft wurde. Den alten Mann mit Rauschebart ersetzte man entweder durch das hebräische Wort für Gott „Jahwe“, oder wie auf der gezeigten Bibelfliese durch ein Dreieck.

Dieses strahlende Dreieck schwebt über dem Wasser der Urflut.
Das Dreieck ist der Versuch, die göttliche Dreifaltigkeit bildlich darzustellen. In der christlichen Ikonographie begegnet dieses Dreieck – oftmals noch durch ein Auge ergänzt – erst in der Zeit des Barock.

In den ersten Jahrhunderten nach Christus gab es auch keine christlichen Abbildungen von Jesus, den man als Sohn Gottes, als wahren Gott und wahren Menschen verehrte. Zumal nirgendwo in der Bibel beschrieben wird, wie der Messias ausgesehen hat.

Den Heiden erschien das Fehlen eines Gottesbildes bei den Christen als etwas Seltsames und Anstößiges. Und je mehr sich das Christentum in der vormals heidnischen Welt ausbreitete, umso schwerer war es, die Bilderlosigkeit beizubehalten. Vielen Menschen, die bis dato vor Götterfiguren und Göttinnen ihre Gebete gesprochen hatten, fiel es eindeutig zu schwer, nun einen unsichtbaren Gott zu verehren.

Diesem menschlichen Bedürfnis nach etwas Sichtbarem verdanken die christlichen Bilder ihre Entstehung. Christusbilder ersetzten Abbildungen des Hauptgottes. Marienbilder traten an die Stelle der Göttinnen. Und die Heiligenbilder traten an die Stelle der zahlreichen anderen Götter. Und das, obwohl sich die christlichen Theologen der ersten drei Jahrhunderte noch deutlich von jeglichen Kultbildern distanzierten.

Wir wissen, wie es weitergegangen ist. Bilder von Christus, Maria und von den Heiligen wurden unverzichtbar. Mehr und mehr wurden sogar Bilder oder Statuen verehrt. Von manchen behauptete man sogar, dass sie Wunderkräfte besäßen. So wurden Wallfahrten zu derartigen Objekten organisiert. Denken wir nur an die berühmte Schwarze Madonna von Tschenstochau, das größte Heiligtum der polnischen Katholiken.

Wir alle kennen auch die Ikonen: Sie prägen bis heute die Frömmigkeit in den Ostkirchen. Die Ikone, die Christus, Maria oder Heilige darstellt, ist freilich erst im 6. oder frühen 7. Jahrhundert entstanden. Nach christlich-orthodoxem Glauben steht die Ikone direkt in Verbindung mit dem Dargestellten. Da sie sogar die Hilfe des Heiligen vermitteln kann, ist sie selbst auch ein Objekt der Verehrung.

In der ostkirchlichen Ikonenfrömmigkeit wirkt ungebrochen heidnisches antikes Denken weiter. Zweifellos eine Abkehr vom ursprünglichen frühchristlichen Glauben.

In der Reformationszeit war die Frage nach der Zulässigkeit von Bildern eine heiß umstrittenes Thema. Martin Luther war kein radikaler Bilderkritiker. Er meinte, dass sie nur dann in den Kirchen entfernt werden sollten, wenn sie angebetet würden. Bilder waren für ihn zudem geeignete pädagogische Hilfsmittel, womit er durchaus recht hatte. Für Johannes Calvin dagegen war selbst jegliche Abbildung Jesu Christi tabu, auch außerhalb des Kirchenraums (Institutio I,11,12).

So weit mochte der Heidelberger Katechismus jedoch nicht gehen, wie es die Frage 97 aufzeigt: „Darf man denn gar kein Bild machen? Gott kann und darf in keiner Weise abgebildet werden. Die Geschöpfe dürfen abgebildet werden, aber Gott verbietet, Bilder von ihnen zu machen und zu haben, um sie zu verehren oder ihm damit zu dienen.“

Doch für den Kircheninnenraum blieben die Bilder tabu. So lautet die folgende Frage 98 des Heidelberger Katechismus: „Dürfen denn die Bilder als ‚der Laien Bücher‘ in den Kirchen geduldet werden? Nein; denn wir sollen uns nicht für weiser halten als Gott, der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen, sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes unterwiesen haben will.“

Folglich wurden in den reformierten Gemeinden im 16. Jahrhundert sämtliche Abbildungen aus den Kirchengebäuden entfernt. Dagegen wurden sie außerhalb der Kirchen zumeist geduldet, insbesondere wenn sie moralische Botschaften vermittelten.

Das war der sichtbare Bruch mit einer 1000-jährigen christlichen Tradition. In dieser Tradition steht auch unsere Evangelisch-reformierte Kirche in Celle, über die 1753 Zacharias Conrad von Uffenbach in einem Reisebericht abfällig bemerkte: „Es ist auch darinnen gar nichts zu sehen.“ Die große schwarz-goldene Schrifttafel mit dem Volltext der Zehn Gebote ist ihm wohl entgangen.

Biblische Darstellungen fanden sich allerdings in den calvinistischen Niederlanden sowohl in den öffentlichen Gebäuden wie auch in den Sitzungszimmern der Gemeindegremien. Biblische Darstellungen, vor allem aber Stillleben, Landschaften oder Porträts waren fast in jedem reformierten Haushalt anzutreffen. Die Blütezeit der niederländischen Malerei fällt mit der Blütezeit des Calvinismus in den Niederlanden zusammen.

Und zu Hause las man aus prächtigen Bibeln vor, in denen wunderbare Stiche zu den biblischen Geschichten gezeichnet waren. Sie dienten später in der Blütezeit des Pietismus vielfach als Vorlage für die wunderbaren Bibelfliesen in Delfter Blau oder Mangan.

Selbst unsere Celler Gemeinde kaufte unter Pastor Heinrich Talla Mitte des 18. Jahrhunderts für die große Stube im Pfarrhaus eine fünfteilige Tapete mit biblischen Motiven. Sie zeigte die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor, Jakobs Kampf am Jabbok, die Geschichte von der samaritanischen Frau, Johannes auf der Insel Patmos und Jesus im Garten Gethsemane. Und auf zwei dazugehörigen Gemälden wurden die Geburt Jesu und seine Auferstehung dargestellt.

Konfessionsübergreifend war der Wunsch der Frommen nach bildlichen Darstellungen. Es ist somit nicht korrekt, die Reformierten pauschal als Kunst- oder Bilderverächter zu bezeichnen.

Gerade durch unsere wunderbare Ausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ wie auch an Ihren Reaktionen auf meine bisherigen Bibelfliesenpredigten entdecke ich ganz neu auch die große Stärke gemalter biblischer Geschichten.

Ein Bibeltext, der zusammen mit einem Bild präsentiert wurde, bleibt oftmals mehr im Gedächtnis haften als ein nur gehörter Bibelabschnitt. Bibelfliesen fordern Bibelwissen. Sie sind zudem ein wunderbares Mittel, Kinder und Erwachsene an die biblischen Texte heranzuführen. Es macht Spaß zu raten, welche Geschichte dargestellt ist.

In den Niederlanden und in Norddeutschland, wo die Bibelfliesen einst weit verbreitet waren, haben sie in den Familien einen wertvollen Beitrag zu religiösen Erziehung geleistet.

„Mutter, bitte erzähle mir doch, was das für ein Dreieck auf der Fliese ist, das da über dem Wasser schwebt.“

So oder so ähnlich stelle ich mir eine Szene in einem Bauernhaus in der guten Stube oder an der Herdstelle vor. Und dann wurde den Sprösslingen davon berichtet, dass Gott uns Menschen in den Zehn Geboten ausdrücklich untersagt hat, ihn darzustellen.

Sich das Dreieck zu merken ist einfacher, als das recht komplizierte zweite Gebot zusammen mit weiteren Fragen aus dem Heidelberger Katechismus auswendig zu lernen.

So wurde diesen Kindern gar nicht erst das äußert problematische Gottesbild von einem alten Mann mit Rauschebart vermittelt.

Amen

 

Gehalten am 26. September 2010 in der Ev.reformierten Kirche in Celle anlässlich der Ausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“