Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 45

Predigt von Pastor Armin Pulfrich, Siegen

"Was nützt uns die Auferstehung Christi?"

Erstens:
Christus hat durch seine Auferstehung
den Tod überwunden,
um uns an der Gerechtigkeit Anteil zu geben,
die er uns durch seinen Tod erworben hat.

Zweitens:
Durch seine Kraft werden auch wir
schon jetzt erweckt zu einem neuen Leben.

Drittes:
Die Auferstehung Christi
ist uns ein verlässliches Pfand
unserer seligen Auferstehung.

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Heute soll der Predigt kein biblischer Text zugrunde liegen, sondern eine Frage aus dem Heidelberger Katechismus. Wir haben sie schon gehört: Frage 45. Sie finden sie im Gesangbuch auf der Seite 1338. Lassen sie uns diese Frage noch einmal gemeinsam sprechen.
Gemeinde: Frage 45

Liebe Gemeinde,
am 3. April öffnete in Siegen der Ostergarten im Bunker in der Höhstraße seine Tore. Bis zum heutigen Ostersonntag war er fast täglich geöffnet. Wieder haben ihn etwa 4000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene besucht. Zum ersten Mal war unsere Gemeinde aktiv beteiligt durch Konfirmanden und einige Erwachsenen der Gemeinde, die Besucher durch den Ostergarten führten. Der Ostergarten wurde vor 8 Jahren als Projekt der Nikolaikirchengemeinde entwickelt. Am Anfang stand die Beobachtung, dass viele Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, kaum noch etwas wissen von der Bedeutung von Kreuz und Auferstehung, und nur selten noch irgendwelche Einzelheiten der Passions- und Ostergeschichte kennen. Und da entstand die Idee, diese Geschichte vom Leiden, Sterben und der Auferweckung Jesu ganz neu, ganz anders erlebbar zu machen, eben mit allen Sinnen, als Ostergarten, im Nacherleben des Leidensweges Jesu vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung und Grablegung und dann in den Ostermorgen hinein. Und viele Menschen berührt dieser Weg in ihrem Inneren, das kann man spüren und erleben. Es kann ein Impuls sein, sich neu auf diese Geschichte vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu einzulassen und zu fragen, was dieser Weg Jesu denn mit mir, mit uns zu tun hat. Da scheint es vielfach eine ziemlich große Verunsicherung zu geben.

Ich erlebe diese Unsicherheit auch in der Praxis. In Trauergesprächen äußern viele Angehörige, sie seien überzeugt, dass der oder die Verstorbene jetzt „da oben“ ist, auf sie herabschaue, auf sie aufpasse und dass es ihm bzw. ihr gut gehe. Das sagen auch Menschen, die keine erkennbare Beziehung zum Glauben haben, die so gut wie nie den Gottesdienst mitfeiern, die auch im Trauergespräch keine Beziehung zu Gott, zu Jesus erkennen lassen. Und doch hoffen sie und glauben sie an ein – wie auch immer geartetes – Leben nach dem Tod. Als sei das ein Naturgesetz, dass keiner im Sterben zu Tode kommt, sondern die Existenz weiter fortgesetzt wird, dass es so etwas wie eine unsterbliche Seele gibt, die sich im Sterbeprozess vom Körper trennt und zu Gott in den Himmel fliegt. Mit Tod und Auferstehung Jesu hat diese Hoffnung aber wenig bis gar nichts mehr zu tun. Und selbst wenn auch der biologische Tod als solcher akzeptiert wird als das Ende eines Menschen, so wandelt sich die Hoffnung auf ein Weiterleben, in der Weise, wie es häufig in Todesanzeigen zu lesen ist: „In unseren Herzen stirbst du nie“ oder „Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot“.

Diese Verunsicherung spiegelt sich auch in mehreren neuen Umfragen über Ostern oder die Frage nach einem Leben nach dem Tod. Bei einer Umfrage unter 20-29jährigen antworteten 15%, Ostern habe etwas mit der Geburt Jesu zu tun, 3% vermutete gar einen Zusammenhang mit einer Eheschließung Jesu, 9% kannten für Ostern keinen religiösen Hintergrund. Bei der Frage, ob Jesus auferstanden sei, meinten 32%, Jesus sei in den Herzen der Gläubigen auferstanden, 21%, Jesus sei leibhaftig von den Toten auferstanden, 16% er sei nur seelisch auferstanden, 11% sagten, Jesus sei nicht auferstanden, er sei tot, 10 % antworten, Jesus habe nie gelebt.

Wenn wir nun die Frage 45 unseres Heidelberger Katechismus in den Blick nehmen, so fallen drei Dinge auf:
Zum einen: Der Heidelberger Katechismus versucht erst gar nicht, die Auferstehung Jesu Christi mit Sachargumenten plausibel zu machen, uns von der Tatsache der Auferstehung Jesu zu überzeugen, unsere Zweifel zu zerstreuen, an dieser Stelle Klarheit in den Wirrwarr der Vorstellungen zu bringen. Der Heidelberger weiß, das kann er nicht leisten. Niemand kann einen anderen Menschen von der Auferstehung Jesu argumentativ überzeugen. Was wir feststellen: Nur wenige Tage nach der Kreuzigung Jesu sind seine Jünger auf einmal wie ausgewechselt, so dass die Vermutung nahe liegt, dass etwas passiert sein muss, etwas, was alles veränderte, dass aus Menschen, die voller Furcht geflohen waren und sich verbarrikadiert hatten, solche geworden waren, die auf die Straße gingen und erzählten, Jesus sei auferstanden. Und selbst ein Thomas kann es zunächst nicht glauben, bis ihm der Auferstandene selbst begegnet. In fast allen Ostergeschichten kommen Menschen dadurch zum Glauben an den Auferstandenen, dass sie eine Erfahrung mit ihm machen, indem er sich ihnen offenbart, er ihnen die Augen öffnet, von den Frauen am Grab über die Emmausjünger bis hin zu Paulus vor Damaskus. An Menschen mit einer solchen österlichen Erfahrung wendet sich der Heidelberger vor allem, wobei nicht auszuschließen ist, dass ihn auch solche Menschen lesen und hören, die nicht glauben können, vielleicht auf der Suche sind, vielleicht aber auch dem Glauben an Jesus Christus ablehnend gegenüber stehen. Dann vertraut er auf Gottes Wort und Gottes Geist.
Das zweite, was auffällt: Vor der Frage 45 finden wir 8 Fragen, die sich mit dem Leiden, mit dem Kreuz Jesu beschäftigen, aber dann nur diese eine, die seine Auferstehung zum Thema hat. Wie ist das zu erklären? Spielt die Auferstehung Jesu gegenüber seinem Tod nur eine untergeordnete Rolle? Wir werden sehen, dass die Auferstehung für den Heidelberger sehr wichtig ist, unverzichtbar, dass Tod und Auferstehung nicht voneinander zu trennen, sondern zwei Seiten der einen Medaille sind, dass aber der Fokus tatsächlich auf das Kreuz gerichtet ist, auf den Tod Jesu.
Und das dritte, was auffällt: Der Heidelberger fragt hier nicht, was die Auferstehung für Jesu Christi selbst bedeutet, sondern, was sie für uns bedeutet. „Was nützt uns die Auferstehung Christi?“ Der bekannten Formel „Jesus Christus ist für uns gestorben“ können wir getrost hinzufügen: „Und er ist für uns auferstanden.“ Das ist wichtig. Damit wird nämlich ein anderes Verständnis der Auferstehung abgewehrt, nämlich dass Gott mit der Auferweckung Jesu lediglich einen Justizmord korrigiert, analog der Josefsgeschichte: „Ihr gedachtet es böse zu machen, Gott aber gedachte es gut zu machen.“ oder als sei Jesu Tod quasi ein Betriebsunfall gewesen, den Gott sozusagen korrigiert. Damit nämlich hätte Jesu Tod jegliche Heilsbedeutung verloren. Wenn die Auferweckung nur Jesus genutzt hätte, wäre sie für uns ziemlich belanglos. Manchmal kann ich diese Frage: „Was nutzt es mir?“ „Was bringt mir das?“ „Was habe ich davon?“ nicht mehr hören. Sie ist Kennzeichen unserer Zeit, in der viele Menschen auf sich bezogen sind, sich selbst als Nabel der Welt betrachten und der Wert einer Sache danach bemessen, ob sie ihnen persönlich etwas nützt. Aber hier ist diese Frage richtig gestellt: Was nützt mir der Tod Jesu? Und was nützt mir seine Auferstehung? Der Heidelberger antwortet: Jesus ist für uns gestorben und er ist für uns auferstanden.

Warum er für uns auferstanden ist, entfaltet der Heidelberger in drei Teilen:
Erstens:
Christus hat durch seine Auferstehung
den Tod überwunden,
um uns an der Gerechtigkeit Anteil zu geben,
die er uns durch seinen Tod erworben hat.

Ostern taucht den Karfreitag in ein neues Licht, offenbart uns die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu.
Durch seinen Tod – so fasst es der Heidelberger in Anlehnung an den Apostel Paulus zusammen – hat er uns Gerechtigkeit erworben. Gott stellt mit dem Tod Jesu am Kreuz sein Recht wieder her, indem er die Konsequenz auf sich nimmt, die wir uns durch unsere Abkehr von Gott selbst zu verantworten haben, die Trennung von Gott („Sünde“ nennt das die Bibel) und damit ein gottloses Leben und Sterben. Wir wollen Gott los sein und enden damit zwangsläufig in der Gott – losigkeit. Wir verwerfen Gott und damit sind wir selbst ver – worfen, verlieren damit das Recht, Gottes Kinder zu sein. Der Tod, die absolute Gottlosigkeit, ist die Folge unseres Unglaubens, unserer Rebellion gegen Gott und gegen Gottes Ehre. Und nun tritt Gott selbst in Christus an unsere Stelle, nimmt den Tod auf sich, nicht nur den biologischen Tod, sondern den Tod als Ende der Gottesbeziehung „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ und überwindet so den Tod, überwindet diesen Abgrund, der uns von Gott trennt, richtet Gottes Recht wieder auf und gibt uns – wie Karl Barth einmal sagte – unser Menschenrecht zurück, Gottes Kind sein zu dürfen. Theologisch nennen wir das Handeln Gottes am Kreuz unsere „Rechtfertigung“ allein aus Gnade. Christus macht uns durch seinen Tod am Kreuz gerecht. Wir sind Gott recht. Und dadurch hat unser Leben Zukunft.
Aber das erkennen wir nicht, wir sehen nur Jesus am Kreuz, ein bedrückender, verstörender Anblick, der die Jünger Jesu in tiefe Trauer, Depression, Verzweiflung treibt. Ostern verändert alles, aber erst, wenn es Ostern in unserem Herzen wird, wenn unsere Augen von Gott geöffnet werden und wir auf einmal Jesus als den Auferstandenen erkennen, so wie es bei den Emmausjüngern geschieht.
Aber hat Ostern nicht noch eine darüber hinausgehende Bedeutung. Ist es nicht mehr als nur die Sichtbarmachung einer neuen Wirklichkeit? Der Heidelberger spricht davon, dass Christus durch seine Auferstehung den Tod überwunden hat um uns Anteil zu geben an der Gerechtigkeit, die er uns durch seinen Tod am Kreuz erworben hat. Ohne seine Auferstehung hätte sein Tod am Kreuz nichts verändert, dann wären wir noch immer dem Tod verfallen, dem Tod als der „Sünde Sold“, dem Tod als der Konsequenz unserer Gottlosigkeit. Deshalb besteht Paulus in der Auseinandersetzung mit der Gemeinde in Korinth darauf, dass man den Glauben an die Auferstehung Jesu nicht preisgeben oder für nebensächlich halten dürfe (1.Korinther 15, 12-19):

Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

Zurück zu Frage 45. Der Heidelberger fährt fort:
Zweitens:
Durch seine Kraft werden auch wir
schon jetzt
erweckt zu einem neuen Leben.

Viele Menschen denken bei 'Auferstehung' oder wenn vom 'ewigen Leben' die Rede ist an ein Leben nach dem Tod. Das ist ja auch nicht ganz falsch. Aber es ist zu wenig. Das ewige Leben – oder wie der Heidelberger hier formuliert – das 'neue Leben' beginnt schon hier und jetzt. Wir leben zwar noch unter den Bedingungen dieser Welt, und vielleicht mag sich äußerlich an unserem Leben gar nicht so viel ändern, wenn uns der Glaube an den gekreuzigten und auferstanden geschenkt wird, wenn uns die Augen geöffnet werden und wir ihn erkennen. Aber wir sind mit Christus verbunden und damit mit dem Leben, dem ewigen, dem neuen. In dem Lied „Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“, hat Paul Gerhardt das sehr treffend formuliert:

Ich hang und bleib auch hangen
an Christus als ein Glied,
wo mein Haupt durch ist gangen,
da nimmt er mich auch mit.
Er reißet durch den Tod,
durch Welt, durch Sünd, durch Not,
er reißet durch die Höll,
ich bin stets sein Gesell.

Es ist vor allem Calvin, der ja – insbesondere hinsichtlich des Abendmahls – betont hat, dass wir im Glauben mit dem himmlischen Christus verbunden sind und an all seinen Schätzen teilhaben dürfen. Das neue Leben ist Gegenwart, und es wird auch unsere Gegenwart verändern. Dass wir durch die Kraft des Auferstandenen schon jetzt zu einem neuen Leben erweckt werden, bedeutet auch, dass es unser Leben hier und jetzt prägt. Der gekreuzigte und auferstandene Herr erneuert und verändert unser Denken und Handeln durch den Heiligen Geist. Das ist es, was Paulus meint, wenn er im Römerbrief (Römer 6,1-7) schreibt:
Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind? Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.

Und nun zum dritten und letzten Teil von Frage 45:

Drittens:
Die Auferstehung Christi
ist uns ein verlässliches Pfand
unserer seligen Auferstehung.

Erst jetzt im dritten Teil kommt der Heidelberger auf das zu sprechen, was wir wohl am ehesten als Folge der Auferstehung Jesu für uns selbst ansehen: unsere eigene Auferstehung. Sie ist an die Auferstehung Jesu Christi geknüpft und lässt sich von ihr nicht trennen. Alles Reden von einem Leben nach dem Tod, von einer unsterblichen Seele oder was auch immer als Hoffnung angesichts des Todes genannt wird, ohne die Auferstehung Jesu Christi sind das allenfalls fromme Wünsche, ohne sie nicht zu haben. Aber da mag es die bange Frage bei manch einem geben, ob denn mit der Auferstehung Jesu auch unsere Zukunft geklärt ist. Vielleicht denkt mancher: „Gut, Jesus hat Gott aus dem Tod in ein neues Leben geholt, aber Jesus ist ja auch Gottes Sohn, der einzige. Den konnte er ja nicht im Tod, in dieser völligen Gottesferne, in der Finsternis lassen. Aber für mich kann ich das nicht glauben. Ich bin doch nur ein kleines Stäubchen im Universum, völlig unbedeutend. Kann ich mich denn darauf verlassen, dass die Osterglocken auch für mich läuten, das Jesus auch meinen biologischen Tod überwunden hat und auf mich ein Leben mit Gott ins einer Herrlichkeit wartet?“
Hier spricht der Heidelberger von der Auferstehung Jesu Christi als einem 'Pfand'. Vor einiger Zeit habe ich mal getankt. Und als ich bezahlen wollte, merkte ich, dass ich mein Portemonnaie mit Bargeld und Scheckkarte zu Hause liegen gelassen hatte. Ich habe dann mein Handy als Pfand dagelassen, als Sicherheit. So hat Jesus in seiner Auferstehung für mich ein Pfand hinterlegt. Jesus selbst verbürgt sich für meine Auferstehung.
Zu beachten ist noch, dass der Heidelberger hier von unserer „seligen“ Auferstehung spricht. Selig heißt nicht, dass unsere Seele gerettet wird, während der Leib vergeht. Die Bibel spricht von einer Auferstehung, die den ganzen Menschen, die ganze Person umfasst, Leib, Seele und Geist. Nur dadurch geht unsere Identität nicht verloren.
Wenn es eine selige Auferstehung gibt, könnte es ja auch eine unselige geben. Wenn es im Neuen Testament heißt, Jesus Christus sei gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist, dann meint der Ausdruck „selig machen“ retten. Der Heidelberger erinnert daran, dass im Neuen Testament nicht nur von einer rettenden Auferstehung zum Leben die Rede ist, sondern auch von einer Auferstehung zum Gericht. Aber wir sollen darauf vertrauen, dass die Auferstehung Jesu Christi unsere Auferstehung zum Leben möglich macht, die Teilhabe am Leben Gottes. Und das soll bereits heute unser Leben bestimmen und prägen. Dazu am Schluss eine kleine Geschichte, die ich kürzlich wieder gelesen habe. Sie findet sich in dem bekannten Buch von Ulrich Bach: „Volmarsteiner Rasiertexte“. Vielleicht ist der Name Ulrich Bach manchen ein Begriff. Ulrich Bach war evangelischer Theologe, Pastor in der Ev. Stiftung Volmarstein und Dozent für Neues Testament und Dogmatik am Martineum, einer Diakonenanstalt. Ulrich Bach war während seines Studiums an Kinderlähmung erkrankt und saß seither im Rollstuhl. 2009 ist er gestorben. Sein bekanntestes Buch sind eben jene „Volmarsteiner Rasiertexte“:

An Tobias werde ich noch sehr oft denken. Was mir an ihm auffiel, war seine Stimmungslage, ein Gemisch aus Besonnenheit und Heiterkeit. Tobias war von Geburt an schwer behindert, inzwischen ein Mann in mittleren Jahren. Wir sahen uns zwei-, dreimal die Woche. Wie oft haben wir ihn sagen hören: "Ja und?"
Als die Fußballmannschaft seiner Heimatstadt absteigen mußte, Tobias hielt den Kopf etwas schräg, schmunzelte und sagte: “Ja und?” Das konnte ich ja noch verstehen. Gewundert hat’s mich aber, als sein Rollstuhl plötzlich einen Platten hatte. Ich selbst beginne in solchem Falle leicht zu schimpfen. Tobias hielt den Kopf etwas schräg, schmunzelte und sagte: "Ja und?"
Nur als der Arzt ihm sagte, er habe nur noch Wochen zu leben, und als Tobias wieder sagte: "Ja und?", da verstand ihn auch seine Mutter kaum noch: "Übertreibst du jetzt nicht, mein Junge?" Aber Tobias sagte nur: "Hör mal, Mutter, hat Ostern denn nur mit Eiern zu tun - oder auch mit mir?"
Diesen Satz fand ich großartig, aber er machte mir Tobias ein bißchen fremd. Und das wurde erst anders, als seine Mutter mir erzählte - der Sohn war an einem Ostersonntag gestorben -, Tobias hätte fast nie von seiner Behinderung gesprochen. Nur einmal, da saßen sie beim Tee, und der Junge - ach, er war schon erwachsen -, der Junge stieß eine Tasse um. Da fing er an zu weinen. Der Mann in mittleren Jahren fing wegen einer Tasse an zu weinen. Und er zischte vor sich hin: "Ich bin ein alter Krüppel."
Wenn ich jetzt an Tobias denke, ist er mir nicht mehr fremd. Die Sache mit Ostern und die Sache mit der Tasse - das beides gehört eben zusammen. Tobias hatte Ziele, sehr hohe Ziele. Aber er war Mensch genug, zu wissen: Wir können unsere Ziele nicht immer fassen. An Tobias werde ich noch sehr oft denken
.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen

 

Gehalten am 24.04.2011 (Ostersonntag) im Ev. Zinzendorfhaus / Siegen