Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 37

Predigt von Pastor Bernd Roters, Veldhausen

"Was verstehst du unter dem Wort ‛gelitten‛?"

Jesus Christus hat an Leib und Seele
die ganze Zeit seines Lebens auf Erden,
besonders aber an dessen Ende,
den Zorn Gottes
über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts getragen.
Mit seinem Leiden als dem einmaligen Sühnopfer
hat er unseren Leib und unsere Seele
von der ewigen Verdammnis erlöst
und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben
erworben.
 

Liebe Gemeinde!
Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“? - Das Stichwort „Leiden“ begegnet uns in dieser Frage.
Jeder von uns könnte von Situationen berichten, die mit „Leiden“ zu tun haben, mit Leiden ganz unterschiedlicher Art: körperlichen oder auch seelischen. Mit Leiden, die ein Mensch selbst – oder die er bei einem anderen erlebt hat.
Menschen leiden an sich selbst, - und sie leiden auch an anderen. Sie leiden unter dem selbst verursachten Erfolgsdruck oder sie leiden auch unter dem Mobbing anderer: und das kann ja schon in der Schule beginnen.
Menschen leiden unter Naturkatastrophen oder unter Katastrophen, für die sie selbst verantwortlich sind. Menschen leiden unter Kriegen oder im Kleinen unter der Lieblosigkeit anderer.
Ganz unterschiedliche Seiten kann das Leiden der Menschen haben.
Auch die Bibel weiß das.
An einer Stelle im Alten Testament hören wir da auch von einem, der leidet. Da heißt es: „Fürwahr er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. ... Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“, so lesen wir beim Propheten Jesaja vom leidenden Gottesknecht (Jes 53,4ff.).

Unser prophetischer Text bringt uns zielsicher zu den Fragen unseres Heidelberger Katechismus, der mit der Frage 37 einen Teil des Glaubensbekenntnisses auslegt.
In Frage 37 geht es nicht um irgendein Leiden. Sondern es geht hier um ein ganz bestimmtes Leiden. Es geht nicht um das Leiden eines Menschen.
Sondern es geht um das Leiden Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Um sein besonderes Leiden, um seinen Leidensweg. Um das Leiden, an das wir in der Passionszeit in besonderer Weise zurückdenken. Es geht um seinen Weg für uns: um seinen Weg von seiner Geburt – bis zum Tod am Kreuz: „Jesus Christus hat an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber an dessen Ende, den Zorn Gottes über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts getragen.“ (Fr. 37)
Es geht um das eine Leiden, das sich von allen Leiden dieser Welt darin grundlegend unterscheidet, dass es einen ganz besonderen Ursprung und auch ein ganz besonderes Ziel hat.

In mehreren Fragen befasst sich der Katechismus mit dem Leiden Jesu, von dem es im Glaubensbekenntnis heißt:
„... gelitten unter Pontius Pilatus gekreuzigt, gestorben und begraben. Hinabgestiegen in das Reich des Todes ...“
So schwer auch manche Leiden von Menschen in der Welt heute sind:
das Leiden Christi hebt sich von all dem unendlich ab. Sein Leiden ist von einer ganz anderen Art.
Das wird schon in dem Eingangssatz von Frage 37 deutlich: Der Leidensweg Jesu begann schon in der Krippe, wo ihm die damals Mächtigen bereits nach dem Leben trachteten. Und der Leidensweg Jesu endet schließlich am Kreuz.

Das Neue Testament sagt es so: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden ...“ (Mk 8,31) Ein Wort fällt hier besonders auf: das Wort „muss“!
Jesus muss leiden! „Warum eigentlich?“ Vielleicht fragen auch Sie so.
Warum „muss“ Jesus gerade diesen Weg gehen? Hätte Gott ihn nicht auch einen anderen Weg gehen lassen können, um uns Menschen zu helfen, um unser Leben zu erlösen?
Warum dieses „muss“ mit seinen so grausamen Folgen?

Liebe Gemeinde, es ist wohl so, dass viele Menschen diesen Weg so nicht verstehen können. Und so fragen sie dann: Ist Gott denn so grausam, dass er diesen schrecklichen Weg für seinen Sohn auswählen musste?
Nein, Gott ist nicht so grausam! Vielmehr ist es die Not in uns Menschen, die diesen Weg erforderlich macht. Wir sind es, die diesen Weg nötig machen. Das Passionslied 84 in unserem Gesangbuch sagt es so:
„Wer hat dich so geschlagen,
mein Heil, und dich mit Plagen
so übel zugericht'?
Du bist ja nicht ein Sünder
wie wir und unsre Kinder,
von Übeltaten weißt du nicht.“
Die Antwort darauf lautet:
„Ich, ich und meine Sünden,
die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer,
die haben dir erreget
das Elend, das dich schläget,
und deiner schweren Martern Heer.“ (Strophen 2 und 3)

Für manche Menschen mag das vielleicht nicht mehr zeitgemäß klingen oder altmodisch. Aber es ist so: Es ist die Schuld der Menschen, es ist die Gottesferne, die Gott diesen Weg gehen lässt. Um uns zu retten, muss er so handeln! Nur so kann geschehen, was wir für unser Leben so dringend nötig haben: nämlich die Erlösung für unser Leben.
Wir sind also die Ursache für diesen Weg Gottes mit seinem Sohn!

Der Leidensweg Jesu hat also direkt mit uns zu tun, mit dir und mir: „Jesus Christus hat an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber an dessen Ende, den Zorn Gottes über die Sünde des ganzes Menschengeschlechts getragen.“

Der ganze Weg Jesu ist bestimmt gewesen vom Leiden Gottes an den Menschen.
Schon mit seinem Kommen in diese Welt beginnt Jesu Leidensweg. Die Welt will den Sohn Gottes von Anfang an nicht haben. Sie jagt ihn. Jesus muss mit seinen Eltern nach Ägypten fliehen, um Herodes und seinen Truppen zu entkommen.
Und immer wieder wiederholt sich die Gegnerschaft der Menschen - bis heute:
Jesus wird angegriffen und belächelt von Gegnern, die seine Lehre bestreiten, die ihn zum Aufrührer abstempeln, oder zum Phantasten.
Schließlich steht er vor dem Richter Pontius Pilatus. Und obwohl dieser weiß, dass Jesus unschuldig ist, lässt er ihn ans Kreuz nageln.

Das, was Menschen ihm angetan haben, hat Jesus nicht nur Schmerzen bereitet.
Gewiss, da waren die körperlichen Qualen! Aber eben auch die seelischen Qualen: die Angst, und auch die Enttäuschung über die Menschen, über ihre Boshaftigkeit.
Da waren die Qualen, die der Zorn Gottes über die Menschen bedeutet: ein Zorn, der sich auf Jesus entlädt.
Als Sohn Gottes steht Jesus damals nicht über dem Leiden.
Es ist nicht so, dass er sagt: „mir kann das Leiden nichts anhaben!“ Sondern er durchlebt und durchleidet dieses Leiden voll und ganz; tiefer, als Menschen ihre Not jemals erleiden müssen!
Wie deutlich wird dies im Garten Gethsemane, wo er im Gebet ringt: „Vater willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.“ (Lk 22, 42ff.)

Der Grund für Jesu Leiden liegt, so sagt es Frage 37, im Zorn Gottes, der auf der Menschheit lag, auf einer Menschheit, die sein will wie Gott: auf einer Menschheit, die immer wieder an Gott vorbeilebt, die sein Wort nicht ernst nimmt; auf einer Menschheit, die meint, es besser zu wissen als Gott.
Der Grund für Jesu Leiden liegt in dem Riss zwischen Geschöpf und Schöpfer. Die Bibel beschreibt diesen Riss als Sünde. Es ist ein Abgrund zwischen Gott und Mensch. Wie eine Schlucht, die von unserer Seite nicht zu überbrücken ist.
Das deutsche Wort "Sünde" ist wahrscheinlich mit dem altdeutschen Wort "Sund" verwandt. Sund: dieses Wort bezeichnet den Meeresgraben zwischen zwei Landstücken (z.B. den Öresund zwischen Dänemark und Schweden).
Sünde bezeichnet demnach eine Trennung, eine Entfernung. Wenn wir das deutsche Wort „Sünder“ gebrauchen, so schwingt darin die Bedeutung mit: Der Mensch lebt von Gott getrennt - wie durch einen großen, vom Menschen aus unüberwindlichen Graben.
Im Griechischen, der Sprache des Neuen Testaments, heißt „sündigen“ so viel wie "das Ziel verfehlen". Dadurch wird die Bedeutung des Wortes Sünde noch schärfer: Sünde bezeichnet verfehltes Leben - ein Leben, das an Gott vorbei gelebt wird und seine eigentliche Bestimmung, die Gemeinschaft mit Gott, verfehlt.

Von der Sünde sind nicht nur ein paar Menschen betroffen, sondern alle: auch du und ich – auch der, der meint, mit ihr gar nichts zu tun zu haben. Auch er ist in den Augen Gottes ein Sünder.
Der Grund in Jesu Leiden liegt in dieser geheimnisvollen Fehlschaltung im Menschen, deren Folgen wir auch heute immer wieder neu spüren.
Es gäbe keinen Streit, es gäbe keine Kriege und Kriegsdrohungen, wenn da Harmonie wäre zwischen Gott und Mensch und demzufolge auch Harmonie und Einvernehmen bei den Menschen.
Es gäbe keine grausamen Bedrohungen durch Waffen, die Menschen sich immer wieder neu ausdenken, es gäbe kein den Menschen bedrohendes Machbarkeitsdenken, wenn die Menschheit beseelt wäre vom göttlichen Frieden.
Der Grund des Leidensweges Jesu, seine Notwendigkeit, liegt in diesem unheilvollen, geheimnisvollen Geschehen, dass der Mensch sich von Gott entfernt hat, indem er sein wollte und sein will wie Gott.
Diese Schuld, die Schuld der ganzen Menschheit, liegt drückend und quälend auf dem Menschen. Es ist eine Last, die er selbst nicht loswerden kann. Sondern sie verfolgt ihn wie ein Schatten.

Keiner sollte meinen, er habe dies nicht mit zu verantworten, was damals mit dem Leidensweg Jesu bis zum Kreuz geschehen musste.
Weil wir alle betroffen sind, sollte deshalb auch keiner meinen, er könne auf dieses Sterben Jesu am Kreuz verzichten! Denn indem ER für uns leidet bis in den Tod, nimmt er unsere Schuld auf sich und den Fluch Gottes von uns.
Indem er für uns leidet, kommt er uns dann auch nah in unseren Leiden, die wir als Menschen ertragen müssen.
Da versteht er uns mit unseren Leiden heute: wenn wir Krankheiten und Nöte, Ängste und Qualen durchstehen müssen.
In seinem umfassenden Leiden ist unser tägliches Leiden mit aufgehoben, aufgefangen – er versteht uns! Und deshalb dürfen wir uns im Gebet auch vertrauensvoll an ihn wenden.
Im Hebräerbrief wird dieser Aspekt des Leidensweges Jesu mit aufgenommen, wenn es dort heißt: „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben. ... Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt.“ (Hebr 4,15ff.)

Frage 37 sagt: „Mit seinem Leiden als dem einmaligen Sühnopfer hat er unseren Leib und unseres Seele von der ewigen Verdammnis erlöst und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben.“

Liebe Gemeinde, mit dem Leiden und Sterben Jesu geht es um das Ganze. Es geht um unser Sein und unser Nichtsein. Es geht um unser Leben und Sterben. Es geht um Rettung – oder Verdammnis! Es geht um ewigen Tod oder ewiges Leben!
Ist uns das bewusst? Oder sind wir so von uns überzeugt, dass wir meinen: wir hätten diesen Weg Gottes für uns nicht nötig?
Gewiss, das ist eine Gefahr, dass wir gar nicht registrieren, dass wir da Hilfe brauchen.
Nicht ohne Grund sagt der Apostel Paulus einmal: „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft ...“ (1. Korinther 1,18)
Schon damals, zur Zeit Jesu, haben Menschen die Nase darüber gerümpft oder das Kreuz Jesu lächerlich gemacht, eben weil sie meinten: so schlimm sei es mit den Menschen wohl nicht!
Archäologen fanden in einer der Katakomben Roms eine Wandzeichnung. Auf ihr konnte man einen Gekreuzigten sehen, dessen Kopf von einem Tier stammte. Und neben dem Gekreuzigten stand ein junger Mensch, der diesen Gekreuzigten anbetete.
Es war eine Spottzeichnung. Und neben ihr stand geschrieben: „Alexamenos betet Gott an!“
Ein junger Mensch wird verspottet, weil er sich an Jesus Christus, den Gekreuzigten, hält.

Immer wieder hat das Kreuz Jesu Anstoß erregt – bis heute. Und die Sünde, das Getrenntsein des Menschen von Gott, ist es, was uns hier blind macht, was uns den Sinn dafür verstellt, wie sehr wir Menschen das Kreuz Jesu nötig haben. Gott selbst muss uns die Augen öffnen für diese Wirklichkeit auch in uns.

So steht der gekreuzigte Heiland der Welt schließlich unter einem zweifachen Nein.
Es ist das Nein der Menschen zu IHM. Und es ist dann auch das unendlich viel größere „Nein Gottes“ zur Sünde.
In seinem Sohn gibt Gott sich dazu her, dass sein göttliches Nein exakt an der Stelle, an der es uns treffen und vernichten müsste, vielmehr nur ihn, den EINEN, den Unschuldigen, trifft, so dass es uns nicht mehr treffen kann. Deshalb heißt es schon im Prophetenbuch Jesaja vorausweisend: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,5)
Für uns wäre diese Strafe der Untergang, dem keine Zukunft folgen könnte.

Jesus Christus stirbt den Tod, den die Bibel auch den Fluchtod nennt. Und auch der Katechismus macht deutlich, dass gerade dieses Sterben der Schlüssel ist für unser Heil. Denn da heißt es auf die Frage: „Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?“ als Antwort: „Ja, denn dadurch bin ich gewiss, dass er den Fluch, der auf mir lag, auf sich genommen hat, weil der Tod am Kreuz von Gott verflucht war.“ (Fr 39) --

Liebe Gemeinde, wir hören unsere Katechismusfrage in der Passionszeit, einer Zeit, die uns still werden lassen will; eine Zeit, die uns neu darüber nachdenken lassen will, was Gott in seinem Sohn für uns getan hat. Sie macht deutlich, dass auch unser Leiden, wie immer es auch aussehen mag, aufgehoben ist in SEINEM Leiden.
Weil ER für uns gelitten hat, kennt er auch unsere Leiden. So nah ist er uns! So verbunden –ist er mit uns! So sehr nimmt er Anteil an unserem Leben! Bis an unser Ende – und darüber hinaus bis in die Ewigkeit!
Das will uns trösten: schon heute! Und dieser Trost lädt uns ein, aus ihm zu leben: in Glaube, Hoffnung und Liebe!
Dieser Trost gibt uns schon heute Anteil an SEINEM Frieden, der höher ist als all unsere Vernunft; denn: „Die Strafe liegt auf IHM, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,5)
Geheilt für die Ewigkeit! Amen.

Gehalten am 6. März 2011 in der Ev.-ref. Kirchengemeinde Veldhausen