Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 27 und 28

Predigt von Pfarrer Martin Sommer, Elztal-Neckarburken

"Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?"

Frage 27

Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?  Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes, durch die er Himmel und Erde / mit allen Geschöpfen / wie durch seine Hand / noch erhält und so regiert, dass Laub und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut / und alles andere / uns nicht durch Zufall, sondern aus seiner väterlichen Hand / zukommt.

Frage 28

Was für Nutzen bekommen wir aus der Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes? Gott will damit, dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig, in Glückseligkeit dankbar / und auf die Zukunft hin voller Vertrauen / zu unserem treuen Gott und Vater sind, dass uns nichts / von seiner Liebe scheiden wird, weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen / weder regen noch bewegen können.

Liebe Schwestern und Brüder,

dass das Laub alle Jahre von den Bäumen fällt,
und das Gras dürr wird und gelb,
unterm Schnee gefriergetrocknet
im Frühling von neuen Sprösslingen durchdrungen,
und dass dann – nach Schnee und Frost und Nebeltagen –
die Kraft und der Saft der Natur sich entfaltet,
neue Krokusse und Forsythien hervorbringt,
den Kirschbaum blühen und den Flieder treiben lässt,
das liegt in der Natur der Dinge.

Und es ist schön, dass das so vorgesehen ist.
Man sich fast darauf verlassen, obwohl
es keineswegs selbstverständlich ist.
Was wir als Natur begreifen;
selbst dieses Aufblühen der Natur nach der Totenstarre des Winters
ist und bleibt umfangen vom Willen des Schöpfers.
Ganz anders ist der Lauf der Natur in Zentralafrika
und noch einmal ganz anders in der Antarktis.
Zeigt nicht schon der Abschluss der Sintflutgeschichte,
wo Gott seinem Noah verspricht – dem besorgten,
von der Katastrophe Geängstigten – dass niemals aufhören werde
"Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht":
Wie bedroht jener Ablauf ist, den wir als Natur denken
oder als Gottes Schöpfung – wie zerbrechlich, wie fragil!?

II

Wisst ihr, Schwestern und Brüder,
Gott ist für mich so etwas wie die Blüte am Kaktus.
Nehmen wir einmal solch einen Ohrenkaktus.
Eigentlich ein eigen wunderschönes Gewächs
mit einer zarten sanften Haut, wären da
die Stacheln nicht. Und wenn er blüht,
oder wenn er sich entfalten konnte und er
eine dieser wunderschönen Feigen hervorbringt:
traust du dich, er sticht dich.

Ich muss bei Kaktus immer an diesen wunderschönen Wüsten-Kintop-Film denken:
Wo der Cowboy den Pinsel herausholt
und die Seife, und die Rasierklinge:
„wenn du etwas von jemandem willst musst du in einseifen“
alles lacht. Der Kaktus bleibt widerspenstig.
Ein Sinnbild für unser Leben.

Der Heidelberger Katechismus spricht von den Widerwärtigkeiten.
Das Leben läuft eben nicht glatt; es geht auf Umwegen, und:
Wohin eigentlich? - frag ich mich.
Es ist ja keineswegs so, dass ich heute schon wüsste, wo ich morgen sein werde.
Und die Bilder von Himmel und Seligkeit, die mir
als Kind und in der Jugendzeit eingepflanzt wurden:
sie wandelten sich im Laufe meines Lebens.
Sie verändern sich.

Die Schönheiten und die Himmelsbilder, welche für uns
vom Himmel berichten und von Glück:
diese Bilder der Seligkeit sind eher mit der Kaktusblüte zu vergleichen:
Da bleibt dein Blick dran hängen.
Dein Herz lacht;
und wenn du ein wenig um die Pflanze herum gehst
oder dich neigst, um von unten hinein zu blicken,
dann siehst du auch den gelben Stempel darin
und die Samenfäden leuchten;
doch wenn du dem Drang nachgibst,
und mit der Hand nach der Blüte greifst,
verletzt sie dich. Also
begnügst du dich
mit dem Anblick.

III

Die Vorsehung Gottes ist nichts, das mit Händen zu greifen ist.
Die „allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes,
durch die er Himmel und Erde erhält und reagiert
und alle seine Geschöpfe in seiner Hand hält“;
die Liebe und Güte des Himmelsvaters,
von welcher der Katechismus spricht,
ist so etwas wie die Blüte des Kaktus.

Die Väter des Heidelberger Katechismus vor 450 Jahren
haben von vornherein nicht nur die Leuchtzeichen der Vorsehung in ihrem Text hinein verwoben, sondern auch die Stacheln. Sie vergleichen das Wirken Gottes mit dem Handeln eines gütigen Elternteils – und glauben Sie mir:
egal ob Vater oder Mutter, alle Eltern
unterliegen den gleichen Geschick,
dass sie ihren Kindern
neben Liebe und Fürsorge
auch die Entbehrung zumuten müssen.

Der springende Punkt,
die Pointe,
das, worauf es im Glauben eigentlich ankommt,
ist gerade nicht die Mentalität des tropischen Paradiesvogels,
welcher nur noch zu wählen hat unter der Fülle strotzender Blüten und Früchte,
die um ihn herum sprießen und ihren Saft ihm in den Mund ergießen.
Die Pointe des Glaubens,
das, worauf es ankommt „im Leben und im Sterben“
ist solch ein Vertrauen, dass mir das Leben
– auch wo es herb erscheint –
dass mir Gott – auch dort, wo er sich in Rätsel hüllt –
freundlich und wohlgesonnen bleibt
und ist.

Das Wort vom Schöpfer und das Wort von der Vorsehung
kommen im Grunde aus ein und derselben Hand.
Und wenn du versuchst, mit deiner Hand danach zu greifen,
dann wirst du seine Stacheln spüren.

Es macht eigentlich gar keinen Sinn, vom Schöpfer zu reden,
wenn wir meinen, dann erhielten wir umgehend ein zartes Ruhekissen.
Viele Menschen verzweifeln ja daran, dass ihnen kein Glück scheint. Und nicht wenige klagen: "warum lässt du Gott das zu" – die Widerspenstigkeit des Lebens.

Ich bin davon überzeugt,
dass die Glaubenskrise unserer Zeit
gerade darin besteht, dass Menschen nicht mehr
in der Lage sind, dem zu begegnen, und eigentlich meinen,
sie hätten das Glück verdient.
Das Geheimnis der Vorsehung Gottes liegt
in der Offenheit: Zuversicht im Ausblick
und Dank im Rückblick.

IV

Keine Berechnung.
Die zerstört!
Ein Glaube, der die Welt im Innersten zusammenhält,
ist erhaben über alle Nützlichkeitserwägungen.

Der Heidelberger Katechismus hat da ein wenig eine Schlagseite,
wenn er immer wieder die Standardfrage des modernen Menschen stellt:
"was nützt mir das?"
Wir lernen bei dieser Gelegenheit, dass es keinen Sinn macht, den Katechsimus über 450 Jahre hinweg wörtlich zu übernehmen: du musst auch dort fragen: was meint er eigentlich?
Ich glaube wir müssen über diese Frage nach dem Nutzen hinauskommen.
Uns an dieser Stelle auf den Gesamt-Duktus verlassen.
Oder zumindest hintersinnen. Denn „was nützt mir das“
bedeutete mit Sicherheit damals etwas anderes,
als wir es heute gemeinhin verstehen.
Wir würden es besser übersetzen:
Was schenkt mir Gott, wenn er mir so begegnet?
Und dürfen dann noch einmal fragen: Will er mich eigentlich
irritieren? in die Irre führen?
Will er gar, dass ich,
sein geliebtes Kind,
irre werde an ihm?

Mit dieser Frage: Was will Gott damit?
Worauf zielt er hin? Merken Sie:
Die Rede von der Vorsehung zielt immer über den Tag hinaus.
Und all die Dankbarkeit, die wir mit Gott verbinden,
all die Zuversicht, hat nur dann einen Sinn,
wenn wir nicht nach hinten,
sondern nach vorne blicken.

V

Du hast mit Vierzehn durchaus das Recht,
noch keinen Plan fürs Leben zu haben.
Wenn ich die Konfirmanden frag „Was willst du werden?“,
dann sind es höchstens einer oder zwei, die
schon eine Ahnung haben. Und der Traum vom Lokomotiv-Führer,
der Berufswunsch „Feuerwehrmann“ oder „Tierärztin“,
den ich bei manchen Grundschülern finde,
hat sich schnell geändert.
Du hast noch keinen Plan.
Die Zukunft steht dir offen.
Du brauchst es nicht zu wissen:
Es wird sich entwickeln.
Die schönsten Gaben und Begabungen werden deine Lehrer in dir finden,
deine Freundin, deine Eltern vielleicht;
vielleicht auch die Gemeinde. Wichtig nur ist, dass du
aus der Gewissheit heraus lebst, es wird sich finden.
„Gott hat einen Plan für dein Leben.“
Wir er aussieht – bleibt Geheimnis.

Und wenn mit sechzehn
oder mit zweiundzwanzig der Knopf aufgeht,
und du dich für einen Beruf entscheidest,
studierst oder zur Lehre gehst,
dann bist du auch da noch nicht festgelegt.
Du kannst dich in deinem Beruf entwickeln;
oder aus dir heraus gehen. Manche haben
mit Vierzig noch einmal einen Schritt gewagt,
oder wenn die Kinder aus dem Haus waren.
(wir hatten diese Woche diesen herrlichen Witz:
(Ein katholischer, ein reformierter Pfarrer und ein Rabbi unterhalten sich:
(wann fängt das Leben eigentlich an?
(Katholisch: „Das Leben beginnt natürlich mit der Verschmelzung von Samen- und Eizelle.“ (Evangelisch: „Ganz so einfach ist das nicht!“
(und dann der Rabbi: „Das ist doch klar:
(Wenn die Kinder aus dem Haus sind
(und der Hund tot ist, dann beginnt das Leben.“)

Und dann haben wir momentan in unseren Medien diese breite Diskussion
unter anderem durch den Film von David Sieveking, der momentan in den Kinos läuft „Vergiss mein nicht“ über die Demenz seiner Mutter:
Was passiert, wenn du alt bist?
Ich muss an ein Pauluswort denken, das einst Helmut Gollwitzer über seine Kriegserinnerungen geschrieben hatte: „und führen, wohin du nicht willst“.

Dieses Wissen, das Leben hält für uns Überraschungen bereit, die nicht nur gute Resonanz in unserem Herzen hervorrufen. Und doch kann ich mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Weil Gott es gut meint mit mir. Das ist Glauben an die Schöpfung und Vorsehung Gottes.

VI

„Riskier was Mensch – Sieben Wochen ohne Vorsicht“
lautet das Motto der Fastenzeit.
Wir üben zur Vorsehung oft zu viel Vorsicht.
Wer riskiert denn, mit Gott zu hadern.
Wie der jüdische Rabbi: „Du kannst mich schlagen,
mir das Beste und Teuerste nehmen, das ich auf der Welt habe.
Du kannst mich zu Tode peinigen – ich werde immer an dich glauben.“
Ein Glaube ohne falsche Vorsicht:
Er traut sich, macht sich stark,
geht mit Gottes Vorsehung ins Gericht,
weil er darauf vertraut, dass hinter dem dunklen Ansinnen - ein Gütiger ist.

Gott ist keineswegs einer, vor dem man kuscht.
Gott will das – bei allem Gott-Vertrauen: dass wir mit ihm und um ihn ringen.
All diese frommen Sätzlein von der Vorsehung
können nur einen Bruchteil der Wahrheit begreifen:
„Gott schriebt auf krummen Wegen gerade.“ Oder:
„Der Mensch denkt, Gott lenkt.“
Diese Sprüchlein enthalten ein Fünkchen Wahrheit,
aber auch eine dreifache Problematik:
- des Zynismus,
- des Triumphalismus und
- der Bigotterie.
Das beginnt mit dem taktlosen Seelsorger,
welcher der kranken Mutter einredet, sie müsse sich in ihr Schicksal fügen.
Das hat seine Blüten getrieben, wo Menschen sich eingeredet haben,
sie seien von der Vorsehung privilegiert,
ihre Macht oder ihren Besitz religiös verbrämten.
Im Grunde alles: Auswüchse
eines falsch verstandenen, nicht Glauben sondern Aberglaubens.

Von der Vorsehung Gottes reden wir gerade nicht mit dem Blick zurück.
Nicht, was war, zeigt mir Gottes guten Vorsatz;
nicht die Erfahrung, dass es doch noch gut geworden ist.
Nicht in erster Linie - auf jeden Fall nicht!
Der Glaube an die Güte Gottes lebt aus der Unsicherheit eines angefochtenen Lebens.

VII

Noch so ein Satz – ganz zum Schluss: „Was ich jetzt tue,
„verstehst du nicht. Du wirst es aber hernach erfahren.“

Das sagt Jesus zu Petrus.
- nicht als Petrus am Kreuz hängt.
- nicht als er Jesus verraten hat.
- auch nicht, als Petrus mit Silas im Gefängnis sitzt und laut singt.
All das wäre das rechte Wort am falschen Ort.
„Was ich jetzt tue, verstehst du nicht. Du wirst es aber hernach erfahren“,
das Herz-Wort eines guten Glaubens an Gottes Vorsehung,
hört Petrus bei einer entscheidenden Lebenserfahrung, die ihn für alle Zeiten prägt:
Nicht der Himmelvater; Jesus steht in Person vor ihm.
Mit einer Schüssel Wasser.
Geschürzt wie ein Diener.
Und er tut etwas Zukunftsweisendes: Er wäscht ihm die Füße.
Das ist Vorsehung: Gott will uns Gutes tun. Amen.

Predigt gehalten am 17. Februar 2013 in Mosbach-Walstadt und Neckarburken