Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 26 bis 28

Predigt von Pastor Martin Hinrichs, Lüneburg

"Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?"

Frage 26

Was glaubst du, wenn du sprichst:
‘Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde’?

Ich glaube,
dass der ewige Vater
unsers Herrn Jesus Christus
um seines Sohnes willen
mein Gott und mein Vater ist.
Er hat Himmel und Erde
mit allem, was darin ist,
aus nichts erschaffen
und erhält und regiert sie noch immer
durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung.
Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht,
dass er mich mit allem versorgt,
was ich für Leib und Seele nötig habe,
und auch alle Lasten,
die er mir in diesem Leben auferlegt,
mir zum Besten wendet.
Er kann es tun als ein allmächtiger Gott
und will es auch tun als ein getreuer Vater.


Frage 27

Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes,
durch die er Himmel und Erde
mit allen Geschöpfen
wie durch seine Hand
noch erhält und so regiert,
dass Laub und Dürre,
fruchtbare und unfruchtbare Jahre,
Essen und Trinken,
Gesundheit und Krankheit,
Reichtum und Armut
und alles andere
uns nicht durch Zufall,
sondern aus seiner väterlichen Hand
zukommt.


Frage 28

Was nützt uns die Erkenntnis der
Schöpfung und Vorsehung Gottes?
Gott will damit,
dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig,
in Glückseligkeit dankbar
und auf die Zukunft hin voller Vertrauen
zu unserem treuen Gott und Vater sind,
dass uns nichts
von seiner Liebe scheiden wird,
weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind,
dass sie sich ohne seinen Willen
weder regen noch bewegen können.

 

Die Er-findung der Zweisamkeit


Das rote Notizbuch. Es enthält nur wenige Seiten mit kurzen Texten – Notizen aus dem Leben. True stories – wahre Geschichten hat der Autor in diesem kleinen Büchlein gesammelt. In Wirklichkeit sind es keine flüchtigen Notizen, sondern wunderbare Prosaminiaturen. Jede Geschichte für sich ist ein kleines Meisterwerk. Sie ergeben kein Ganzes. Aber jede dieser kleinen Erzählungen handelt von einem unglaublichen Zufall, von einer nicht erwartbaren Koinzidenz, von überraschenden Wendungen.

Da lernen sich zwei amerikanische Frauen in Taipei kennen. Sie halten sich dort auf, um Chinesisch zu lernen. Im Gespräch stellen sie nach und nach fest, dass sie beide eine Schwester in New York haben. Die Schwestern wohnen sogar in derselben Straße, im selben Haus, auf derselben Etage. Aber sie kennen sich nicht. – Im Zweiten Weltkrieg überlebt ein schwer verletzter Partisan wie durch ein Wunder ein Maschinengewehrfeuer und zwei Explosionen – zuletzt in dem Augenblick, als ihm ein Arzt im Lazarett gegen seinen Willen ein Bein amputieren will. Sein Bein gesundet. Er wird später Versicherungsverkäufer in Chicago. – Ein französischer Autor findet seinen Vater durch einen neuartigen Adresscomputer. Seit seinem dritten Lebensjahr hat er ihn nicht mehr gesehen. Vorsichtig nimmt er brieflichen Kontakt auf. Der Vater erscheint in seinen Zeilen warmherzig und sympathisch – völlig anders, als seine Mutter ihn immer beschrieben hat. Bevor ein Treffen zustande kommt, stirbt der Vater plötzlich an den Folgen eines Herzinfarktes. Er hat ihn am selben Morgen ereilt, als der Sohn die Adresse auf dem Adresscomputer fand. Aber der Kontakt mit seinem Sohn hat ihm am Ende unbeschreibliche Lebensfreude geschenkt.

Die Faszination dieser kleinen Geschichten des amerikanischen Schriftstellers Paul Auster besteht in dem Wiedererkennen von Erfahrungen, wie sie wohl jedem im eigenen Leben mehr oder weniger spektakulär widerfahren sind. Ein überraschender Zufall spielt dabei die entscheidende Rolle.
Es ist, als wenn sich in solchen Begebenheiten das Leben reimt. In ihnen scheint ein tieferer Sinn aufzublitzen, eine „Grammatik des Seins“ mitten in den unzähligen und widersprüchlichen Ereignissen unserer Tage. Diese Zufallsreime erscheinen wie Haftpunkte in einer immer chaotischer und sinnloser werdenden Welt. Wir sind umgeben von Dingen, die wir im Grunde nicht verstehen. Wir selbst sind davon durchdrungen. Solche Themen variiert Paul Auster in seinen Romanen immer wieder.

Dieser Rahmen beschreibt die Widersprüchlichkeit und die gleichzeitige Verlegenheit, in der wir die Welt betrachten. Wir Menschen sind als denkende animales erfüllt von der Sehnsucht, einen Zusammenhang, Sinn und Ordnung im Dasein zu entdecken. Dieser gesamte Komplex, der im Heidelberger Katechismus in drei kurzen Fragen berührt wird, umschreibt eine der größten und umfassendsten Lebenshoffnungen überhaupt: dass alles letztlich einen Sinn hat. Dass eine gütige Hand über uns wacht und uns durch das Leben geleitet, uns zu einem guten Ziel führt. Dass der entscheidende Reim unseres Daseins etwas Fürsorgendes und Freundliches ist. Das ist der eigentliche Sinn von Vorsehung. Es geht um Fürsorge – für jedes einzelne Menschenleben in jedem einzelnen Augenblick bis hin zu jedem einzelnen Haar, das vom Kopf fällt in einem unbeobachteten Moment.

Aber die Welt reimt sich nicht als ganze. Das Leben ist in dieser Hinsicht geradezu widerborstig. In unsere großen Erzählungen und Systeme ordnet es sich nicht ein. Immer wieder geschehen Katastrophen schrecklichen Ausmaßes. Sie erschüttern jedes Vertrauen in eine harmonische Weltordnung. Eine einzige Diagnose beim Arzt reicht aus, um ein mit Mühen aufgebautes erfolgreiches Leben und Familienglück bis ins Mark zu treffen und zu zerstören.
Die Welt ist aus sich heraus für uns nicht lesbar in dem guten Sinne, wie wir es insgeheim wünschen.
Diesen letzten Sinn trotzdem in allem zu unterstellen und vorauszusetzen, selbst im Widerwärtigsten, will nicht mehr gelingen. Der Preis ist zu hoch.
Manchmal hört man sie noch, die Sätze wie „es muss alles so kommen, wie es kommt“, „es ist alles vorherbestimmt“, „nichts geschieht ohne tieferen Sinn“. Sie sind wie ferne Echos aus vergangenen Tagen, als die großen Geschichten und Weltentwürfe geschrieben wurden, die sie voraussetzen. Danach etwa ist Gottes Fürsorge für die Welt in seinem ewigen und geheimen Ratschluss begründet. So haben es Generationen von Theologen herausgestellt und immer weiter ausgebaut. Alles Geschehen in dieser Welt ist auf Gottes Dekret zurückzuführen – ob es stürmt oder ob die Sonne scheint, ob die Wirtschaft boomt oder in die Krise taumelt, ob es Krieg gibt oder Frieden, ob wir leben oder sterben. Alles ist in Gottes gegenwärtiges Handeln in der Welt verwoben und seinem Ratschluss untergeordnet.
Der Preis für diese Welterklärung sind in letzter Konsequenz die Freiheit und die Verantwortung für unser Leben. Der Preis ist die Fremdheit Gottes. Zwar findet jeder Luftzug, jedes Glück und Unglück seinen Ursprung und seine Erklärung in Gott – wenn denn Gott diese Erklärung preisgeben würde. Aber er zeichnet sich eben darin aus, dass er sie nicht gibt, sie in seinem geheimen Ratschluss verbirgt.

Diese große Welterklärung hallt auch entfernt im Heidelberger Katechismus nach. Er hat Himmel und Erde mit allem, was darin ist, aus nichts erschaffen und erhält und regiert sie noch immer durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung.
Aber die Erklärung ist nur der Hintergrund für das eigentliche Anliegen, das den Verfassern des Katechismus wie den anderen Reformatoren am Herzen liegt. Es geht um Trost, um Vertrauen, um Zuversicht.
Diese drei Fragen zum Thema „Von Gott dem Vater“ ähneln eher Skizzen in einem handlichen Notizbuch als einem umfassenden Weltentwurf. Es sind fein geschliffene Zeilen. Man kann sie überall mitnehmen, wohin einen das Leben verschlägt. Am besten trägt man sie gleich im Herzen. Denn sie enthalten Formulierungen von bleibender Schönheit und Kraft. Sie zeigen, wie es überhaupt Sinn macht von Gott zu sagen, dass er für uns da ist und unser Leben begleitet mit seiner Fürsorge.

Paul Auster hat in seinem Roman „Die Erfindung der Einsamkeit“ seinem plötzlich verstorbenen Vater und seiner eigenen Kindheit nachgespürt. Der Vater war ein extrem verschlossener und einsamer Mensch. Seine Person, die Motive seines Lebens versucht Auster in seinem Buch literarisch zu rekonstruieren. Dabei macht er die Erfahrung, dass es unmöglich ist „in die Einsamkeit eines anderen einzudringen. Falls wir einen Menschen … überhaupt jemals richtig kennenlernen können, dann allenfalls insoweit, als er bereit ist, sich zu offenbaren.“
Genau diese Erkenntnis scheint im Heidelberger Katechismus den Aussagen über Gott zugrunde zu liegen. Alles, was wir über Gott wissen und sagen können, entspringt der Beziehung, die er zu uns aufgenommen hat. Wir kennen ihn nur, wie er sich gezeigt hat und immer wieder zeigt – in seinem Sohn Jesus Christus. Ich glaube, dass der ewige Vater unsers Herrn Jesus Christus um seines Sohnes willen mein Gott und mein Vater ist. In Christus erkenne ich überhaupt, dass Gott mein Gott und mein Vater ist. Ich erkenne es, indem ich in einer Beziehung zu ihm stehe, ihn kennenlerne in den Geschichten und Zeugnissen von Jesus und wie sich sein Angesicht in meinem Herzen einprägt.
In ihm sehe ich, dass nicht in allem im Leben ein Sinn gesucht werden muss. Die Schmerzen, das Leiden und der grausame Mord an Jesus werden nicht gerechtfertigt. Gerechtfertigt wird das Leben und Dasein Jesu – seine Fürsorge für die Seinen. An ihm sehen wir, wie Gott selbst aus abgründiger Grausamkeit und sinnlosen Abbrüchen heraus Leben ergreift und ihm dauerhafte Geltung verschafft.
Das ist die „Grammatik des Seins“, wie sie uns zugänglich ist. So weit hat Gott sich offenbart. Und das genügt für mein Leben und für meinen Weg durch diese Welt.

Es genügt für das Vertrauen, dass er mich versorgt, was ich für Leib und Seele nötig habe, und auch alle Lasten, die er mir in diesem Leben auferlegt, mir zum Besten wendet. Denn in ihm erkenne ich mich selbst als sein Geschöpf. Geschenkt ist das Leben. Gehalten ist meine Existenz in jeder Faser, in jedem Augenblick – selbst in meinen eigenen Abbrüchen und Erfahrungen von Sinnlosigkeit.
Dieses Vertrauen ist der größte denkbare Widerspruch gegen die Auffassung, dass unser Leben unter der launenhaften und unberechenbaren Macht des Schicksals steht. Ein scheinbar objektiver Blick lässt es ja oft genug so aussehen, als wenn ein blinder Zufall Glück und Schrecken in unser Leben wirft, wie es gerade kommt. Doch auch dieser Glaube lässt keinen Raum für Freiheit. Er macht die Menschen zu ohnmächtigen Opfern willkürlicher Schläge des Schicksals im Guten wie im Bösen.

Die Spitze des Glaubens an Gott, der mich geschaffen hat und mich durch seine Fürsorge erhält, ist gerade, dass ich als Geschöpf in dieser Beziehung ernst genommen werde. Ich werde ausgezeichnet als Gottes Gegenüber. Ich darf mich als Wesen der Freiheit wahrnehmen, als Mensch mit Verantwortung und mit der Fähigkeit zu verstehen.
Verstehen ist immer viel mehr als ein intellektuelles Aufnehmen und Verarbeiten. Es ist eine aktive Fähigkeit, ein kreativer und konstruktiver Akt. Verstehen ist eine entscheidende Weise, in der Menschen ihrer Freiheit eine Gestalt geben können. Dieses Verstehen selbst wird in Frage 27 vor Augen geführt: Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes? Die Antwort bietet im Grunde kein intellektuell nachvollziehbares Wissen. Die Zeilen erklären nicht, was es denn nun ist. Vielmehr führen sie den Akt des Verstehens selbst vor Augen: dass Laub und Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut und alles andere uns nicht durch Zufall, sondern aus seiner väterlichen Hand zukommt.
Es geht darum, aktiv zu verstehen, was uns im Leben zufällt – in jeder konkreten Windung unseres Lebens. Es fällt uns wie willkürlich vor die Füße: Menschen, denen wir begegnen, die Zeit, in die wir hineingeboren werden, Krankheiten, die uns ereilen, gute wie schlechte Jahre … Die Vorsehung verstehen wir, indem wir all das begreifen als etwas, das uns zukommt. Wir sind in all diesen Ereignissen und Zufällen nicht allein. Selbst in den schlimmsten Erfahrungen, die wir weder begreifen noch annehmen können, kommt Gott uns zu. Er ist mit seiner Kraft an unserer Seite. Nichts und niemand kann uns von ihm trennen. So endgültig und festgezurrt das Zugefallene auch erscheint – es kommt noch etwas. Der Horizont bleibt offen – selbst für das Vergangene. Es hält uns eine Kraft, die wenden kann, was uns wie unverrückbar erscheint. Sie kann alles zum Besten wenden – wenngleich es nicht das sein muss, was wir für das Beste halten.

Verstehen meint nicht, dass wir den Sachen auf den Grund gehen. Vieles in unserem Leben bleibt uns in der Tiefe unerklärbar. Manches bleibt sinnlos und unannehmbar. Vielmehr spüren wir in diesem Verstehen Gottes Gegenwart in Regen und Dürre, in fruchtbaren und unfruchtbaren Jahren, in Gesundheit und Krankheit und in allem anderen nach. Wir suchen sie. Wir erbitten sie. Wir ringen mit ihr. Wir sind darin mit Gott im Gespräch und behaften ihn bei seinem Namen. Wir finden uns darin immer schon in einer Zweisamkeit vor, in einem Gegenüber zu unserem Schöpfer und Bewahrer. Diese Zweisamkeit ist der Ausgangspunkt für jedes andere Zusammensein, für jede Gemeinschaft in unserem Leben. Das Urbild dieser Zweisamkeit, das aus tiefster Einsamkeit entspringt, begegnet beim Propheten Jona im Bauch des Fisches. Jona findet diese Zweisamkeit im Gespräch mit Gott. Er hat die Zweisamkeit in wunderschönen Worten seines Gebetes geradezu er-funden, sie erspürt. Der Prophet hat ihr eine treffende Form gegeben. In seinen Versen vollzieht sich die Wendung von den tiefsten Abgründen zu neuer Hoffnung. Jona gewinnt darin die Kraft, sich wieder aufzurichten und seinen Weg zu gehen. Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen, dem Herrn, der mir geholfen hat (Jona 2,10).
Ein Gebet kann allein schon die Weise sein, wie Gottes Vorsehung uns erreicht. Es kann uns mit Geduld erfüllen. Es kann uns aufmerksam machen für die unzähligen Gründe, dankbar zu sein in unserem Leben.

Letztlich geht es bei der Vorsehung weniger darum, den Sinn nachzuvollziehen von dem, was uns widerfährt oder was hinter uns liegt. Die eigentliche Stoßrichtung der Vorsehung weist nach vorne. Indem wir uns jetzt von Gottes Gegenwart in Geduld und Dankbarkeit getragen erleben, gewinnen wir Zuversicht. Sie verleiht uns Kraft und Kreativität für unser tägliches Leben mit all seinen kleinen konkreten Aufgaben. Sie lässt uns unser Planen für die großen Linien des Lebens, für unsere Arbeit und für unsere Verantwortung auf Gottes Verheißungen hin ausrichten. Darin werden wir selbst zum Gegenüber Gottes in seiner Vorsehung – im Bekennen und Bezeugen, wie es traditionell genannt wird. Wir werden zu Menschen, durch die Gott hindurch handelt und das Leben von Menschen und den Lauf der Welt erreicht und verändert. Es geschieht durch einzelne Menschen hindurch an den Orten, wo sie leben und arbeiten, gemeinsam Gottesdienste feiern und zusammenkommen, um etwas zu verändern. Es geschieht in Regen und Dürre, in fruchtbaren und unfruchtbaren Jahren, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut. Es vollzieht sich oft unspektakulär und still, aber trotzdem wirksam und unaufhörlich in unzähligen Geschichten.

Diese vielen konkreten Geschichten weisen nach vorn. Sie lassen etwas erahnen von der Kraft, die diese ganze Welt durchzieht. Im Leben eines jeden gibt es Beispiele dafür – manchmal mit unglaublichen Zufällen, mit beeindruckender Tatkraft oder mit schlicht liebenswerten Details aus dem Alltag. True stories – wahre Geschichten. Jede von ihnen hat das Potenzial zu einem Meisterwerk, zu einer wunderbaren Prosaminiatur. Sie ergeben am Ende kein Ganzes. Es bleiben Skizzen eines anderen Lebens. Aber sie füllen gewiss ein Notizbuch in schönem warmen Rot.