Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 26 bis 28

Predigt von Pastor Georg Rieger, Nürnberg

"Was glaubst du, wenn du sprichst: ‘Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde’?"

Frage 26

Was glaubst du, wenn du sprichst:
‘Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer Himmels und der Erde’?

Ich glaube,
dass der ewige Vater
unsers Herrn Jesus Christus
um seines Sohnes willen
mein Gott und mein Vater ist.
Er hat Himmel und Erde
mit allem, was darin ist,
aus nichts erschaffen
und erhält und regiert sie noch immer
durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung.
Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht,
dass er mich mit allem versorgt,
was ich für Leib und Seele nötig habe,
und auch alle Lasten,
die er mir in diesem Leben auferlegt,
mir zum Besten wendet.
Er kann es tun als ein allmächtiger Gott
und will es auch tun als ein getreuer Vater.
 

Frage 27

Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes,
durch die er Himmel und Erde
mit allen Geschöpfen
wie durch seine Hand
noch erhält und so regiert,
dass Laub und dürre,
fruchtbare und unfruchtbare Jahre,
Essen und trinken,
Gesundheit und Krankheit,
Reichtum und Armut
und alles andere
uns nicht durch Zufall,
sondern aus seiner väterlichen Hand
zukommt.


Frage 28

Was nützt uns die Erkenntnis der 
Schöpfung und Vorsehung Gottes?

Gott will damit,
dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig,
in Glückseligkeit dankbar
und auf die Zukunft hin voller Vertrauen
zu unserem treuen Gott und Vater sind,
dass uns nichts
von seiner Liebe scheiden wird,
weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind,
dass sie sich ohne seinen Willen
weder regen noch bewegen können.


Liebe Gemeinde,
der Heidelberger Katechismus wurde - wie sich einige vielleicht noch aus dem Konfirmandenunterricht erinnern - im 16. Jahrhundert, genauer 1563, als Unterrichtsbuch herausgegeben. Er sollte wichtige Glaubensfragen in den Gemeinden allgemein verständlich machen. Ich glaube, es ist nicht ketzerisch zu sagen, dass er dazu heute nicht mehr so ohne weiteres taugt. Die Sprache ist zu alt und für unsere Ohren zu kompliziert.
Nun ist der Heidelberger Katechismus aber auch eines der reformierten Bekenntnisse, neben dem Glaubensbekenntnis und der Barmer Erklärung. Und als solches kann man ihn natürlich nicht so leicht auf die Seite stellen. Bekenntnisse müssen immer wieder diskutiert werden, nur dann können sie ja ihren Sinn erfüllen und so etwas wie eine Zusammenfassung des Glaubens sein.
Die Fragen 26 bis 28, die ich für heute Morgen ausgesucht habe, sind - wie Sie sicher gleich selber finden werden - im besten Sinn diskussionswürdig und behandeln ein höchst spannendes Thema. Allerdings wird das mit der Spannung erst beim zweiten Blick klar. Denn das Stichwort klingt eher langweilig, abgehoben, sehr theologisch. Es geht um die „Vorsehung“.
Was bedeutet das eigentlich: „Vorsehung“? Das ist zwar ein deutsches Wort, aber irgendwie doch ein Fremdwort. Obwohl, in anderer Form benutzen wir dieses Wort sogar öfter mal. Von manchen Dingen sagen wir nämlich, dass sie für etwas Bestimmtes „vorgesehen“ sind. Z.B. sind die Kirchenbänke, auf denen Sie sitzen, dafür vorgesehen, dass Gottesdienstbesucher darauf sitzen und diese Kanzel ist in ihrer exzentrischen Bauweise dafür vorgesehen, dass die Predigt auch im letzten Winkel der Kirche verstanden wird. So kann es eben auch gehen: dass Vorsehung und Realität offensichtlich etwas auseinandergehen.
Da sind wir aber auch schon mitten im Thema. Weil, - wenn man uns fragt, ob Gott die Welt so vorgesehen hat, wie sie heute ist, werden die meisten wohl sagen: Nein! Das kann ja gar nicht sein. Schau dich doch um. Das kann Gott doch nicht gewollt haben.
Doch was sagt der Heidelberger Katechismus auf die Frage:
Was verstehst du unter Gottes Vorsehung? - das ist die zweite Frage in der Reihe, also die Frage 27:
Was verstehst du unter Gottes Vorsehung?
Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes,
durch die er Himmel und Erde mit allen Geschöpfen,
wie durch seine Hand noch erhält und so regiert,
dass Laub und Gras,
Regen und Dürre,
fruchtbare und unfruchtbare Jahre,
Essen und Trinken, (ok)
Gesundheit und Krankheit,
Reichtum und Armut,
und alles andere
uns nicht durch Zufall,
sondern aus seiner väterlichen Hand zukommt.

Also, um es gleich auf den Punkt zu bringen: Nicht nur das Gute, sondern auch das weniger Gute - Dürre, Unfruchtbarkeit, Krankheit, Armut - auch das kommt von Gott, ist für uns von Gott vorgesehen.
In der Lesung hatten wir in Psalm 104 gehört, wie gut Gott alles gemacht hat und es erhält. Und der eine Gedanke ist erst einmal der selbe: Nichts auf der Welt ist dem Zufall überlassen. Alles, was passiert, geschieht, weil Gott es so will. Alles wird von Gottes Hand erhalten und regiert, so wie er es vorgesehen hat. Er hat die Kraft und die Macht. Er beherrscht den Lauf der Welt. Also: Er ist allmächtig. So sagen wir es ja auch im Glaubensbekenntnis: Gott ist der Vater, der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Nur, dass wir uns darunter gewöhnlich nur den in unserem Sinn Allmächtigen vorstellen, der uns Gutes tut, uns tröstet und uns gelegentlich auch tatkräftig hilft. Der Heidelberger Katechismus bezieht aber auch das Andere mit ein: das Schlechte, die Not, das Unglück. Auch das kommt von Gott - oder zumindest so gesagt: Es geschieht unter Gottes Vorsehung.
Das wird auch noch einmal klar, wenn es in der anschließenden Frage 28 darum geht, wie wir Menschen mit der Vorsehung umgehen sollen. Wie so oft fragt der Heidelberger Katechismus da ganz praktisch:
Was für Nutzen bekommen wir aus der Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes. Und als Antwort heißt es:
Gott will damit, dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig,
in Glückseligkeit dankbar
und auf die Zukunft hin voller Vertrauen
zu unserem treuen Gott und Vater sind,
dass uns nichts von seiner Liebe scheiden wird,
weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind,
dass sie sich ohne seinen Willen
weder regen noch bewegen können.

Also auch hier noch einmal ganz deutlich: Gott hat alles fest in seiner Hand. Nicht einmal die geringste Bewegung, überhaupt kein Hauch von Leben ist ohne seinen Willen möglich - eben: Gott ist der Allmächtige. Und wir müssen uns mit dem, was uns von ihm entgegenkommt, geduldig abfinden - freilich, auch das steht fest - dass alles aus der Liebe Gottes zu uns Menschen geschieht: nichts kann uns „von seiner Liebe scheiden“.
Liebe Gemeinde, man möchte dem sofort eine ganze Menge entgegenhalten. Ich will einmal einige Argumente nennen und hoffe damit Ihre Gedanken auch so ungefähr einzufangen:
Zunächst einmal: wo bleibt eigentlich die Verantwortung des Menschen. Können wir uns, wenn Gott allmächtig ist und für jede Bewegung hier auf Erden verantwortlich ist, nicht einfach zurücklehnen und alles seinen Lauf gehen lassen, weil es eh nichts mehr zu tun gibt?
Und: Kann ich wirklich an einen Gott glauben, der auch für das Schlechte verantwortlich ist. Steckt Gott also auch hinter Verbrechen, hinter Kriegen und Naturkatastrophen? Hat er etwa sogar den Holocaust zugelassen?
Es gab ja nach 1945 Theologinnen und Theologen, die gesagt haben, man könne eigentlich nach Auschwitz keine Theologie mehr betreiben, weil der Gedanke, dass Gott damit irgendetwas zu tun haben könnte, zu schlimm ist. Wenn man dem Heidelberger Katechismus folgt, müßte man diesen Zusammenhang auch tatsächlich sehen, weil ja „alle Kreaturen in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen auch nicht regen und bewegen können.“ Das gilt ja auch für Opfer wie Täter. Sie können nur tun, was Gott will.
Dieser Gedanke ist schrecklich. Nicht nur auf den Holocaust bezogen, sondern natürlich auch auf so manches Einzelschicksal. Der Tod eines Kindes, die Folter eines Unschuldigen oder der sexuelle Mißbrauch einer Frau kann nicht Gottes Wille sein!
Weil das so ist, gibt es auch eine andere Art Gott zu sehen, die - so denke ich - sehr viel leichter nachzuvollziehen ist. Das ist schlicht die, dass Gott immer nur das Gute will, dass er nicht allmächtig, sondern eher ohnmächtig, aber dafür an unserer Seite, treusorgend und liebevoll ist.
Mit dem Bösen - so möchte man es gerne sehen - hat Gott nichts zu tun. Das ist eine andere Macht und natürlich der Mensch selber, der ja schließlich vieles zu verantworten hat, was auf dieser Welt an Unrecht und Gewalt passiert.
Diese Sicht von Gott stützt sich vor allem darauf, dass Gott in einem hilflosen Kind auf in die Welt gekommen ist und dass er am Kreuz wie ein Mensch gelitten hat. Er ist selber ein Opfer des Bösen geworden, hat im Tod am Kreuz seine Solidarität mit uns bekundet und mit der Auferstehung ein Zeichen gegen das Böse gesetzt, das aber natürlich noch längst nicht überwunden ist.
Diese beiden Sichtweisen von Gott,
• die des Heidelberger Katechismus, dass Gott allmächtig ist und auch für das Schlechte verantwortlich, und
• die gängige, dass Gott eher ohnmächtig ist und immer nur das Gute will,
stehen sich eigentlich recht unvereinbar gegenüber. Und doch glaube ich, dass sie beide ihr Recht und ihre Richtigkeit haben.
Ich will das an einem Beispiel klarmachen, dass wir wahrscheinlich alle irgendwie kennen: nämlich am Gebet.
Wenn es mir schlecht geht, bete ich nämlich zu Gott, weil ich mir beides von ihm erwarte. Ich hoffe, dass er mit mir leidet, meinen Schmerz teilt, mich - bildlich gesprochen - an der Hand nimmt und mit mir durch das tiefe Tal geht, wie ein Vater oder eine Mutter eben.
Anderseits hoffe ich aber auch, wenn ich bete, dass einer mein Gebet erhört, der auch die Macht hat, etwas zu ändern. Das gilt für meine kleinen und großen Sorgen, aber ja auch für die weltweiten Probleme. Wenn wir im Gottesdienst im Fürbittengebet z.B. Gott bitten, dass er dem sinnlosen Morden in einem Krieg Einhalt gebietet, dann trauen wir ihm ja einiges zu. Wir sprechen dann zu ihm als dem Schöpfer, der seine Schöpfung nicht aus der Verantwortung gegeben hat, sondern hoffentlich immer noch erhält und regiert.
Im Beten kommen also diese beiden Seiten Gottes zusammen, bzw. kommen unsere beiden Sichtweisen von Gott zusammen. Es zeigt sich, dass wir von Gott Nähe erhoffen, aber auch die nötige Entfer-nung, aus der sich die Dinge verändern lassen.
Gut, dass wir es nicht entscheiden können, wie Gott nun wirklich ist. Denn so oder so, würde uns etwas Wichtiges fehlen. In unserer Zeit ist es aber - glaube ich - so, dass viele Menschen - ich selber auch - die Allmacht Gottes gerne verleugnen. Da ist es gut, dass der Heidelberger Katechismus ein Gegengewicht setzt. Und ich will deshalb jetzt diese bisschen noch ein bisschen beleuchten.
Ich will das gerne mit zwei Stellen aus der Bibel tun, die aus der Praxis kommen. Das eine ist ein Ausschnitt aus dem Gebet eines Menschen, der offensichtlich tief in Schwierigkeiten steckt. Und dieses Gebet, Psalm 88, kennt keine Scheu, Gott für die Situation verantwortlich zu machen. Erst wird diese Situation recht dramatisch und bildreich beschrieben:
6 Ich liege unter den Toten verlassen
wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen,
derer du nicht mehr gedenkst
und die von deiner Hand geschieden sind.
Dann kommt aber auch die deutliche Ansage, wer dafür verantwortlich ist:
7 Du hast mich hinunter in die Grube gelegt,
in die Finsternis und in die Tiefe.
8 Dein Grimm drückt mich nieder,
du bedrängst mich mit allen deinen Fluten.

Ich vermute, es geht Ihnen wie mir: Ich würde mir eher auf die Zunge beißen, als so mit Gott zu reden. Ich würde natürlich erst einmal bei mir selber die Schuld suchen für mein Unglück oder bei den anderen, die mir Böses angetan haben. Ganz klar. Und wenn ich mir die Schuld einreden muss oder mich in den Hass auf die bösen Mitmenschen hineinsteigere! Aber Gott verantwortlich machen? Nein!
Liebe Gemeinde! Das, was der Heidelberger Katechismus formuliert: dass Gott uns Regen und Dürre, Reichtum und Armut zukommen lässt, das verstehe ich als eine durchaus ernsthafte Anfrage an meinen Glauben. Ich sage es jetzt trotzdem allgemein:
Spricht daraus nicht eine ungeheurere Arroganz von uns Menschen, dass wir Gott nicht einmal mehr zutrauen, dass er auch für manches verantwortlich ist, von dem wir es uns nicht vorstellen können? Und nehmen wir uns nicht viel zu wichtig in unserer Verantwortung für die Welt, wenn wir immer nur die Schuld bei uns Menschen suchen?
Natürlich sind wir für vieles verantwortlich und sollten uns in vieler Hinsicht eher mehr als weniger über die Folgen unserer Lebensweise Gedanken machen. Das steckt ja auch in dem Wort Vorsehung, dass etwas „vorgesehen“ ist, aber durchaus von anderen ausgeführt werden muss. Aber es gibt nicht nur unsere Verantwortung. Zum Glück mischt sich immer wieder der ein, dem wir schließlich unser aller Leben verdanken.
Z.B. gegenüber dem Propheten Jesaja meldet Gott seine Ansprüche deutlich an (in Kapitel 45, 6b.7):
Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut.
Das ist gleichsam der Protest Gottes gegen den Allmachtswahn oder - heute müsste man besser sagen - „Allver¬ant¬wor¬tungswahn“ des Men-schen.
Ein bisschen mehr als wir das normalerweise tun, können wir Gott also schon zutrauen. Viele Dinge - da bin ich mir ganz sicher - auch solche, mit denen wir nicht einverstanden sind, passieren, weil ER es so vorgesehen hat. Wir müssen uns ja eingestehen, zumindest wenn wir überhaupt an Gott glauben: Wir kennen gar nicht den eigentlichen Unterschied zwischen Gut und Böse. Was wir dafür halten, ist nur eine vorläufige menschliche Einschätzung. Wir haben nur eine Ahnung davon, die wir uns ableiten können aus dem, wie Gott uns mit seiner Liebe beschenkt.
Und wir wissen auch nicht, für was Gott verantwortlich ist, und welche anderen Mächte eventuell noch im Spiel sind. Wir sollten uns auch hüten, solche allzu klaren Einteilungen vorzunehmen: das ist vom Teufel - das ist von Gott.
Klar ist einzig und allein - und das ist das Tröstliche an den Aussagen des Heidelberger Katechismus: Wir dürfen Gott verantwortlich machen. Er ist unser Ansprechpartner für alles, was auf unserer Welt geschieht - und wenn es das grausamste Unrecht ist. Er lässt sich dafür verantwortlich machen, beschimpfen, anklagen - was auch immer. Und er ist trotzdem für uns da, tröstet, geht mit und hilft auch ganz handfest - zumindest manchmal, vielleicht viel öfter als wir glauben.
Er ist also Vater und allmächtiger Gott. Er mutet uns manches zu, aber nimmt uns dann auch wieder vieles ab. Wir durchschauen ihn nicht, aber er versteckt sich auch nicht, sondern will, dass wir uns an ihn wenden - auch mit unserer Wut und Enttäuschung.
Liebe Gemeinde, von Gott zu reden heißt natürlich immer irgendwie in Rätseln zu reden. Wir begreifen Gott nicht, weder wenn wir von seiner Liebe noch wenn wir von seiner Macht reden. Das sind nur Begriffe, die versuchen zu fassen, wie Gott ist.
Die Frage 26 im Heidelberger Katechismus, die den beiden anderen voransteht, ist genau so formuliert. Sie ist ein Versuch, diese beiden Seiten Gottes in Worte zu fassen und zusammenzubringen. Ob es ein gelungener Versuch ist, überlasse ich Ihrem Urteil. Auf jeden Fall passt sie an den Schluss dieser Predigt. Die Frage 26 geht über den ersten Satz des Glaubensbekenntnisses, in dem ja diese beiden Titel Gottes vorkommen, um die es gerade ging. Die Frage lautet:
Was glaubst du, wenn du sprichst:
»Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.«?
Ich glaube,
dass der ewige Vater unseres Herrn Jesus Christus
um seines Sohnes willen mein Gott und mein Vater ist.
Er hat Himmel und Erde mit allem, was darin ist,
aus nichts erschaffen
und erhält und regiert sie noch immer
durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung.
Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht,
dass er mich mit allem versorgt,
was ich für Leib und Seele nötig habe,
und auch alle Lasten, die er mir in diesem Leben auferlegt,
mir zum Besten wendet.
Er kann es tun als ein allmächtiger Gott
und will es auch tun als ein getreuer Vater.
Amen.