Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 20 und 87

Predigt von Pastor Klaus Bröhenhorst, Hildesheim

"Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?"

Frage 20

Werden denn alle Menschen 
wieder durch Christus gerettet,
so wie sie durch Adam verloren
gegangen sind?

Nein,
sondern nur diejenigen
die durch wahren Glauben
seinem Leib als Glieder eingefügt werden
und alle seine Wohltaten annehmen.
 

Frage 87

Können denn auch die selig werden,
die sich von ihrem undankbaren,
unbußfertigen Leben
nicht zu Gott bekehren?

Keineswegs;
denn die Schrift sagt:
kein Unzüchtiger, Götzendiener, Ehebrecher,
Dieb, Geiziger, Trunkenbold, Lästerer, Räuber
und dergleichen
wird das Reich Gottes erben.


Liebe Gemeinde... nein und keineswegs. Keineswegs können die, die sich nicht bekehren, selig werden. Keineswegs. Nein. Harte Wörter. Aber, so muss ich sagen: Ich habe Lust zu diesen Wörtern. Vermutlich ist das eine pastorentypische Lust. Vielleicht eine Lust, wie sie überhaupt für die sogenannten "helfenden Berufe" verständlich ist. Denn als Pastor muss man ja immerzu "Ja" sagen. Als Pastor macht man immerzu alles Mögliche noch möglich. Baut Brücken hier. Ist ausgleichend dort. Unmögliches wird sofort erledigt. Wunder dauern etwas länger. Und wenn schier gar nichts mehr geht, ergeht zumindest die treuherzige Versicherung: Wir arbeiten dran. Denn der Grundtenor ist auf alle Fälle der: Wie hätten Sie´s denn gern? So oder doch anders? Ich will versuchen, was möglich ist. Hier sagt jemand "Nein". Sagenhaft! Hat der keine Angst, Menschen zu verschrecken? Hat der keine Angst, sich unbeliebt zu machen? Hält der sein Nein durch? Oder wird er doch einbrechen, wegknicken – um des lieben Friedens willen, um der Menschlichkeit willen, um einer weiteren gedeihlichen Zusammenarbeit willen? Bleibt der so stur? Ja, das tut der. Der da sein "Nein" sagt, hält das durch. Und er bekräftigt sein "Nein" mit einem "Keineswegs": Keineswegs können die, die sich nicht bekehren, selig werden. "Nein" und "keineswegs". Das ist allerhand. Ich weiß nicht, wann Sie das letzte Mal in Kirche und Gemeinde ein "Nein" gehört haben. Wenn Sie eins gehört haben, dann mag es sich um eine Terminabsprache gehandelt haben – nach dem Motto: Am Montags geht´s nicht, aber am Dienstag. Oder: In der Woche ist es schlecht, geht es nicht eine Woche später? Oder vielleicht auch: Für private Feiern, nein, dafür stellen wir unser Gemeindehaus nicht zu Verfügung. Kurz: Vielleicht haben Sie ein Nein gehört... tatsächlich, aber dieses Nein war vermutlich nur in der Höhe, Breite und Tiefe menschlich-allzumenschlichen Interessenausgleichs angesiedelt. In Hinblick auf Ihr Heil, in Hinblick auf Ihre ewige Zukunft bei Gott, in Hinblick auf ein endgültiges Willkommensein in – wie Jesus sagt - in meines Vaters Hause, in dem bekanntlich viele Wohnungen sind... in Hinblick auf das Ziel Ihres Lebens haben Sie kein "Nein" gehört, wurde ein solches "Nein" als drohende Möglichkeit nicht in ihr Blickfeld gerückt. Das kann ich so sagen; da bin ich mir sicher. Zumindest so in den letzten 20, 30 Jahren – da haben Sie ein solches "Nein" nicht gehört. Schade, eigentlich. Oder? Oder nicht? Vielleicht sagen Sie: Nein, ist gar nicht schade. Das ist gut so. Denn das sei ja völlig unchristlich, was der Katechismus da sagt; das sei völlig unchristlich: eine solche Aufteilung: in Gerettete und in solche, die verloren gehen; in Erwählte und Verdammte; heißt es nicht im ersten Timotheusbrief, Gott wolle, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen? Schreibt Paulus nicht im 11. Kapitel des Römerbriefs, dass Gott alle eingeschlossen habe in den Ungehorsam, um sich aller zu erbarmen? Heißt der Heilandsruf Jesu nicht: Kommet her zu mir alle...? Nun, das stimmt. Es gibt sogar noch ein paar mehr Stellen. Schöne Stellen. In der Tat auffällig: dieses "alle". Aber ist es der Weisheit letzter Schluss? Gewiss: Für manche schon. Albert Schweitzer etwa fragt in einer Predigt aus dem Jahre 1907; Werden alle Menschen selig oder nur ein Teil? Und Schweitzer führt dann aus: Auf diese Frage antwortet Jesus, antwortet Paulus, antworten die Kirchenväter, antwortet Luther, antwortet Zwingli, antwortet Calvin: Nicht alle Menschen werden selig, sondern einige sind zum ewigen Leben bestimmt, andere zur ewigen Verdammnis. Wir aber (so Schweitzer) Wir aber, wir antworten gegen alle diese Autoritäten: Nein! Das ist unmöglich, das ist nicht Gottes Wille.
Wenn Gott ein Gott der Liebe ist, so kann keine einzige Menschenseele, die je auf Erden weilte und weilen wird, verloren sein. Nein, das ist unmöglich, dass es da welche geben sollte, die nicht gerettet werden. Es werden alle gerettet, so Schweitzer. Denn, so lautet der letzte Satz seiner Morgenpredigt aus St. Nicolai in Straßburg, vom 16. Juni 1907... denn: Es gibt keine ewige Verdammnis, es gibt nur eine ewige Erlösung. Also: alle? Tatsächlich: alle? Nach Schweitzer: Ja. Der Heidelberger Katechismus sagt: Nein. Es werden keineswegs alle Menschen, so wie sie durch Adam verloren waren, durch Christus gerettet, denn es können keineswegs die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren. Ich sag ´mal: Leuchtet mir ein. Der Heidelberger Katechismus leuchtet mir ein, weil er die Geschichte nicht unterschlägt: dein und mein Verhalten, deine und meine Antwort, dein und mein Herz nicht.... wie es denn nun schlägt. Kann man doch nicht einfach so übergehen, oder? Ist doch sonst im Leben ungeheuer wichtig: wie sich jemand verhält, was er tut, was er unterlässt, ob er zu einem gedeihlicher Zusammenleben beiträgt oder ob er das nicht tut, ob ihm die Zukunft der zukünftigen Generation am Herzen liegt oder ob ihm alles ganz egal ist und die Religion seines Herzens nur aus den beiden Worten besteht: Hauptsache ich! Ist doch nicht egal, ob jemand "Ja" sagt oder "Vielleicht" oder "Nein"! Die Friedensbewegung etwa hat es jedenfalls noch mit Pathos zitiert: Sag Nein!... das Gedicht von Wolfgang Borchert: "Dann gibt es nur eins!" Du Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins: Sag Nein! Du Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins: Sag Nein! Du, Besitzer der Fabrik... Du, Forscher im Laboratorium... Du, Dichter in deiner Stube... Das Gedicht geht noch lange, lange so weiter... und immer heißt es: Sag Nein! Ist doch nicht einerlei, was wir tun... wie wir uns verhalten... von wem wir uns befehlen lassen... auf wen wir hören. Gewiss, Psychologen sagen uns: Du darfst aber nicht mit nackten Fingern auf angezogene Leute zeigen, denn ein Unzüchtiger, ein Götzendiener, ein Ehebrecher, ein Dieb, ein Geiziger, ein Trunkenbold, ein Lästerer, ein Räuber und dergleichen – das bist du alles auch. Es kann jeder zum Mörder werden, habe ich gerade in einer Fernsehsendung aufgeschnappt. Und Alexander Solschenizyn schreibt in Archipel GULAG: Das hat sich doch, ehrlich, bloß so ergeben, dass nicht wir die Henker waren, sondern sie. Stimmt. Stimmt alles. Aber dass es nun einmal so war, wie es war (und nicht etwa umgekehrt), das stimmt doch auch. Nicht wahr: Als die Schweizer-Witze Mode waren (nicht Albert Schweitzer, sondern die Landsleute von Wilhelm Tell sind damit gemeint)... als die Schweizer-Witze Mode waren, da gab es unter anderem diesen Witz, der erzählt, dass ein Schweizer vor Gericht steht, weil in seinem Keller ein Destilliergerät gefunden worden war. Der Anklage lautet auf Schwarzbrennerei. Der Schweizer verteidigt sich und sagt: Ich habe nicht schwarz gebrannt. Niemals. Der Richter freilich ist unerbittlich. Aber Sie haben die Vorrichtung, sagt er und verurteilt seinen Landsmann zu 50 Fränkli. Der verurteilte Schweizer bezahlt sogleich und drückt dem Richter 100 Fränkli in die Hand. Sie müssen nur 50 zahlen, sagt der Richter. Die zweiten 50 sind für mein Sexualdelikt, sagt der Schweizer. Aber Sie haben doch kein Sexualdelikt begangen, gibt der Richter zurück. Das nicht, sagt der Schweizer. Aber ich habe die Vorrichtung. Die Schrift sagt: Kein Unzüchtiger, Götzendiener, Ehebrecher, Dieb, Geiziger, Trunkenbold, Lästerer, Räuber und dergleichen wird das Reich Gottes ererben. Mag ja alles in uns sein: solcherlei Verfehlungen. Gewiss! Ist so. Wir haben die Vorrichtung, sind auch immer noch zu allem Bösen geneigt, wie der Heidelberger Katechismus das in Frage 60 behauptet, kommen über einen geringen Anfang des Gehorsams nicht hinaus (so Frage 114)... und doch – wer wollte das bestreiten? – die Summe der Fränkli, die Menschen auf den Tisch legen müssen, die fällt sehr unterschiedlich aus... die einen müssen viel mehr zahlen als die anderen. Es gibt "sonne und solche", wie meine ostwestfälischen Landsleute zu sagen pflegen: "sonne und solche". Es gibt Unterschiede. Die gibt es. Und ich meine: diese Unterschiede, die werden nicht von jenem "alle"... nämlich, dass Gott alle in den Ungehorsam eingeschlossen hat, um sich aller zu erbarmen... diese Unterschiede, die werden von jenem "alle" nicht einfach verschlungen. Ob jemand gemeinschaftsfördend ist oder ein Blutsauger, faul ist oder fleißig, konstruktiv um die Zukunft besorgt ist oder ob er denkt: Nach mir die Sintflut... das ist doch nicht einerlei, oder? Und das ist doch auch nicht einfach weg. Wenn es tatsächlich einen Gott gibt.. Vielleicht sagen Sie: Bitte nicht! So dermaßen hoch darfst Du nicht rechnen. Du begibst Dich in die Position des Himmels. Ja, noch mehr: Du machst Gott gnadenlos – als könnte es nicht von Gott her – auch gegenüber dem, was war – ein Neuschaffen geben. Ja, ein guter Einwand: Gott, der vergibt. Kann freilich kein billiges Sich-selbst-Vergeben seinn, nicht wahr. Kann kein "Gott" dabei herauskommen, der nicht mehr wäre als der oberste Gratis-Versicherer einer Vollkasko-Wunsch-Welt. Aber Sie haben recht: Ich will aufpassen. Ich will aufpassen, dass ich mich nicht in falscher Prophetie überhebe. Das wäre schlecht. Aber das, was der Heidelberger Katechismus an Unterschieden markiert, will ich deshalb nicht verwischen. Diese Unterschiede halten für mich die Spannung fest, die zum Unterwegssein in Gottes Zukunft gehört... just auch dieses: Nein; nein: nicht alle werden durch Christus gerettet, wie sie durch Adam verloren waren; keineswegs werden alle selig werden. Wer anderes lehrt, unterschlägt für mich die Geschichte, wie sie war und ist, unterschlägt für mich das gelebte Leben. Gewiss: jene Aufzählung in Frage 87... angefangen von "Unzüchtiger" bis "Räuber und dergleichen"... diese Aufzählung macht den Eindruck einer arg hausbackenen Biederkeit, die von der Kompliziertheit und Doppelbödigkeit des Lebens nichts weiß. Diese Aufzählung macht den Eindruck, dass das kleingeschriebene "man"... man tut dies nicht / man tut jenes nicht... einen Triumphzug antritt, der sehr rasch in geistiger Enge und in selbstverschuldeter Wirklichkeitsfremdheit enden könnte. So als wäre das, womit wir uns selbst empfehlen wollen, schon die Empfehlung Gottes für uns. Nein, so einlinig Moral-fixiert dürfen wir uns Gott nicht vorstellen. Aber ich will Ihnen ein Beispiel erzählen. Ich bin vor 2 Wochen mit meinem Auto einer Frau in ihrem Auto hinten draufgefahren. Bei mir war ein kleiner Blechschaden zu sehen. Am Auto jener Frau war nichts zu sehen. Einen Tag später rief die Frau an: Sie hätte ihren Wagen untersuchen lassen; es wäre an ihrem Auto tatsächlich kein Schaden entstanden. Menschen, denen ich das erzählte, versicherten mir, da hätte ich sehr viel Glück gehabt; und sie nannten mir etliche Beispiele, die für ein ganz anderes Verhalten standen, Beispiele, die schamlos betrügerisch waren, die aber offenbar gang und gäbe sind. Jene Frau aber war anständig gewesen. Nicht verkniffen moralisch, nicht kleinbürgerlich verbiestert. Einfach nur anständig. Darauf will ich hinaus. Nicht darauf, dass sämtliche sogenannten Sekundärtugenden schon das Jüngste Gericht wären (das wäre auch mir zu eng gedacht); wohl aber will ich darauf hinaus, welche Wohltat es ist, wenn Menschen verantwortlich leben. Denn – tatsächlich-: ich habe kein Geschichtsbild. Auch nicht, was die Ewigkeit angeht. Meinetwegen kann die Hölle leer sein. Ich bestehe nicht auf Einquartierung daselbst – weder aus Korrektheit noch aus Rache. Und dennoch würde ich die Fragen 20 und 87 niemals aus unserem Katechismus streichen, weil ich eben dies aus ihnen heraushöre: Lebe verantwortlich. Tu das. Es ist nicht einerlei, wie Du lebst. Dietrich Bonhoeffer schreibt einmal: Wer hält stand? Und er antwortet: Allein der Verantwortliche, dessen Leben nichts sein will als eine Antwort auf Gottes Frage und Ruf. Allein der Verantwortliche. Und Bonhoeffer schließt mit der Frage: Wo sind diese Verantwortlichen?
Amen.

Gehalten am 15. August 2010 in der Ev.-reformierten Kirchengemeinde Hildesheim