Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 129

Predigt von Pastor Simon Froben, Bayreuth

"Was bedeutet das Wort 'Amen'?"

Amen heißt:
Das ist wahr und gewiss!
Denn mein Gebet
ist von Gott viel gewisser erhört,
als ich in meinem Herzen fühle,
dass ich dies alles von ihm begehre.
 

Gemeindesituation:
Ein beachtenswerter Teil der Gottesdienstbesucherinnen und –besucher der ev.-ref. Kirchengemeinde Bayreuth entstammt nicht der reformierten Tradition.
Die Kenntnis des Heidelberger Katechismus und seiner Tradition kann nicht vorausgesetzt werden.
In Verbindung mit der Lesung vor der Predigt wurde daher eine Hinführung zum Heidelberger Katechismus und zur Tradition der Katechismuspredigt eingebracht.
Die Predigt wurde am Ewigkeitssonntag 2010 gehalten.

Hinführung:
Liebe Gemeinde!
Der Heidelberger Katechismus feiert in drei Jahren Geburtstag, seinen 450. Ganz schön alt! „Heidelberger“ wird der Katechismus meistens einfach nur genannt, durchaus liebevoll. Ich erinnere mich noch, dass es ein kleines rotes Büchlein war, das ich am Ende meines Konfirmandenunterrichtes geschenkt bekam. Ich habe das Büchlein sogar noch. Eigentlich hätte ich es zu Beginn meiner Konfirmandenzeit bekommen sollen, denn dafür ist es gedacht: Zum Lernen, zum Lehren, was wir als Christinnen und Christen so alles wissen müssen. Was im Glauben richtig ist und auch was falsch. Und vor allem: Was hilft! Daran lässt schon die erste Frage des „Heidelbergers“ keinen Zweifel. „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ heißt es da. Mit anderen Worten: Woher bekommst Du Hilfe? Worauf kannst Du vertrauen, wenn wirklich nichts mehr geht? Wenn alle anderen Hoffnungen und Versprechen zerstört sind, was ist dann dein einziger, dein wirklich letzter Trost im Leben ... und im Sterben?
Die Grundfragen des Glaubens und des Lebens als ein lehr- und durchaus auch trostreiches Frage- und Antwortspiel. 129 (ursprünglich 128) Fragen und die dazugehörigen Antworten. Das Ganze klar gegliedert, aufeinander aufbauend. Ich kenne reformierte Pfarrer – zugegeben, sie sind schon lange pensioniert – für die der Konfirmandenunterricht darin bestand, mit den Konfirmanden zwei, drei oder sogar vier Jahre lang diese 129 Fragen zu besprechen. Der Pfarrer stellt die Frage, die Konfirmanden antworten mit dem auswendig Gelernten. Danach ein paar zusätzliche Erklärungen zum Thema. „Habt Ihr noch Fragen? Nein? Dann dürft Ihr schon einmal die Frage für die nächste Woche auswendig lernen...“. Das wirkt heute unzeitgemäß. Mittelalterlich. Aber gerade das ist es nicht. Es ist der Beginn der Neuzeit. 450 Jahre wird der Katechismus alt. Es war ein Privileg, dass man als gemeiner Bürger, als Schuster, Stallknecht, Magd, Lehrling oder Söldner nun auch im Glauben unterrichtet wurde. Wenn schon nicht lesen und schreiben, dann doch zumindest in Kürze das wichtigste in einer Sprache, die man versteht, in Deutsch (der „Heidelberger“ erschien in zwei Sprachen, der „Kirchensprache“ Latein und eben in Deutsch). Priestertum aller Gläubigen, eine der großen Wieder-Findungen der Reformation, das geht nur, wenn die Gläubigen auch Auskunft geben können über ihren Glauben.
Auch heute noch lernen die Konfirmanden in einigen Gemeinden zehn oder mehr dieser Fragen auswendig. Bei aller Wertschätzung für den „Heidelberger“ habe ich persönlich meine Zweifel, ob das für sie wirklich lehr- oder gar trostreich ist. An diesem „Auskunft-Geben-Können“ aber liegt mir sehr – und da leistet der „Heidelberger“ in seiner klaren und prägnanten Form tatsächlich auch heute noch große Dienste. In vielen Gemeinden gehört der „Heidelberger“ zudem bis heute fest in jeden Gottesdienst. Er wird als Glaubensbekenntnis gelesen. Gemeinsam mit dem Pfarrer oder so, dass der Pfarrer die Frage und die Gemeinde aus dem Gesangbuch die Antwort liest. Bei uns in Bayreuth gibt es in der Regel gar keinen Bekenntnistext. Eigentlich schade!
Und in den guten alten Zeiten, als es jeden Sonntag in einer gut reformierten Gemeinde noch mehrere Gottesdienste gab – wozu anders ist der Sonntag auch da? –, war der Gottesdienst am Sonntagnachmittag, also nach der Mittagspause im Anschluss an den Vormittagsgottesdienst fest für eine Predigt nicht über einen Bibeltext, sondern über Katechismusfragen reserviert. Die Fragen des Heidelbergers sind genau zu diesem Zweck in 52 Abschnitte aufgeteilt. In einem Jahr ist man also durch mit dem Grundkurs im Glauben. In einigen reformierten Gemeinden sind solche Katechismuspredigten auch heute noch regelmäßige Praxis. Dann aber doch meistens – nicht immer! – am Vormittag.
Auch die heutige Predigt wird keinen Bibeltext als Grundlage haben, sondern eine Frage aus dem Heidelberger Katechismus. Es ist die 129. und zugleich letzte Frage des Heidelbergers, die wir nun auch gemeinsam lesen wollen (Gesangbuch S. 1660):

Was bedeutet das Wort »Amen«?
»Amen« heißt, das ist wahr und gewiss; denn mein Gebet ist viel gewisser von Gott erhört, als ich in meinem Herzen fühle, dass ich dies alles von ihm begehre.

Und wir hören dazu die beiden Bibelverse, auf die der Heidelberger Katechismus verweist (Zürcher 2007):
Denn was immer Gott verheißen hat – in ihm ist das Ja Wirklichkeit geworden durch ihn das Amen, damit Gott verherrlicht werde durch uns. (2. Korinther 1,20)
Werden wir untreu, so bleibt er doch treu,
denn er kann sich selbst nicht verleugnen. (2. Timotheus 2,13)
Amen!

Predigt
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Hl. Geistes sei mit uns allen. Amen!

Liebe Gemeinde!
Eines möchte ich Ihnen vorweg sagen und ich meine es nicht irgendwie im Spaß. Ich sage das ohne Unterton, mit vollem Ernst:
Nichts, liebe Gemeinde, wirklich nichts ist so sicher wie das „Amen!“ in der Kirche!
Das vorweg. Nur zur Sicherheit. Für uns alle.
Nichts ist so sicher wie das „Amen!“ in der Kirche!

Und nun zu unserem Predigttext.
Wir haben ihn bereits gemeinsam gelesen, in der sprachlich etwas moderneren Fassung. Die 129. Frage aus dem Heidelberger Katechismus. Ich lese den Text noch einmal in der sprachlich älteren Fassung:
Was bedeutet das Wörtchen »Amen«?
»Amen« heißt, das soll wahr und gewiss sein; denn mein Gebet ist viel gewisser von Gott erhört, als ich in meinem Herzen fühle, dass ich dies alles von ihm begehre.

1566, drei Jahre nach dem Erscheinen des Heidelberger Katechismus, machte sich Friedrich III., „der Fromme“, Kurfürst der Pfalz auf den Weg nach Augsburg. Er war vom Kaiser Maximilian II. vor den Reichstag zitiert worden und sollte nun Rede und Antwort stehen, was es denn mit diesem Katechismus, dem „Heidelberger“ auf sich habe. Ohne Zweifel verstoße der „Heidelberger“ gegen den Augsburger Religionsfrieden von 1555, in dem die bekannte Formel „cuius regio eius religio“ vereinbart worden war. Also: Der Landesfürst bestimmt die Religion seiner Untertanen, ob katholisch oder lutherisch. In aller Deutlichkeit und unter Androhung schwerster Strafen wurde Friedrich III. klar gemacht, dass entweder der alte, katholische Glaube gelte oder eben der evangelische, wie in Melanchthons Confessio Augustana verbindlich festgelegt. Dass er nun aber noch ein neues, angeblich evangelisches Bekenntnis in Auftrag gegeben, verbreitet und qua Kirchenordnung in Kraft gesetzt habe, das widerspreche dem geschlossenen Frieden. Die von ihm initiierte Reformation in der Pfalz müsse zurückgenommen, der Heidelberger Katechismus, der doch deutlich auch den Einfluss oberdeutscher, calvinistisch geprägter Theologie offenbare, müsse eingestampft werden.
Das hatte sich der Kurfürst anders gedacht. Ein evangelischer Katechismus sollte es doch sein, der die Lutherischen und oberdeutschen Zwingli-Nachfolger und vor allem die Calvinisten vereinte. Ein Einheitskatechismus für alle Evangelischen. Das war das Anliegen auch des Zacharias Ursin, der diesen Katechismus hauptsächlich verfasst hat. Ursin hatte seine Theologie unter anderem sogar in Wittenberg bei Melanchthon selbst gelernt. Aber ganz offenbar hatte sich ein starker Teil des Luthertums 20 Jahre nach Luthers Tod schon soweit in eine Luther-Orthodoxie verselbstständigt, dass eine Vermittlung der Gedanken, eine Vermittlung des evangelischen Glaubens nicht mehr möglich erschien. Ja, es waren sogar gerade die Lutheraner, die Maximilian II. drängten, Friedrich III. in die Mangel zu nehmen.
Friedrich III. also vor dem Reichstag in Augsburg. Er tat, was auch Luther einst getan hatte: Hier stehe ich und kann nicht anders! Für mich, so erklärte er, gibt es nur einen Herrn, Jesus Christus allein. Solus christus! Ganz im Sinne der Frage 1 des Katechismus. Und er verwies zudem darauf, dass dieser Katechismus in all seinen Aussagen biblisch begründet sei. Tatsächlich ist das eine der Besonderheiten des Heidelberger Katechismus und gerade auch reformierter Bekenntnisse, dass am Rand des Bekenntnistextes Bibelstellen aufgeführt sind. Als Beleg. Als Versicherung. Wir haben diese Stellen in der Lesung auch gehört.
Da stand Friedrich III. also: Hier stehe ich und kann nicht anders. Allein Christus. Allein die Bibel. Solus christus. Sola scriptura. Das ist meine Gewissheit. Macht mit mir, was ihr wollt!

So eine Gewissheit müsste man haben im Leben!
Ja und Amen! Wahr und gewiss! Gewiss und sicher! So soll es sein. Nein, mehr noch: So ist es!
Liebe Gemeinde! Es wäre ohne Zweifel historisch irreführend, Friedrich III., den Kurfürsten der Pfalz, zum Märtyrer des Glaubens zu stilisieren, wie er da dem Kaiser und den lutherischen und katholischen Reichsständen widerstand. Aber die Szene ist charakteristisch. Charakteristisch für vieles auch, was die ganze Reformationszeit geprägt hat: Hier wird eine Gewissheit erkennbar, ein Sicher-sein im „Ja“-Sagen und auch im „Nein“-Sagen – denn auch das gehört ja dazu – wie wir es uns in unserem Glauben, für unser Leben, zu unserem Trost, nur wünschen, wie wir darum nur bitten können. Friedrich III. musste nicht um sein Leben fürchten wegen seines Bekenntnisses wie etwa die Evangelischen in Frankreich, von denen allein in der Bartholomäusnacht nur sechs Jahre später in Paris 3.000 abgeschlachtet wurden. Oder denken wir an die Gründerväter unserer Bayreuther Gemeinde, die allein wegen ihres Glaubens vor 325 Jahren ihre sieben Sachen gepackt und sich auf einen gefahrvollen Weg oder sicheres Ziel gemacht haben, um der Verfolgung in Frankreich zu entkommen. Das Siegel unserer Gemeinde trägt die Erinnerung an sie bis heute fort. Es ist ein Flüchtling, der nicht mehr bei sich hat als was er eben tragen kann.
Es gibt viele weitaus prägnantere Beispiele von Menschen, die im Glauben eine Gewissheit gefunden haben, der ihnen auch im Angesicht des Todes, ja sogar des eigenen Todes, aber auch des Todes anderer eben diese Gewissheit und diesen Trost gegeben hat. Ganz im Sinne der Frage 1 des Heidelbergers: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Solus Christus!
Ein Beispiel nur noch: Dietrich Bonhoeffer, der in der Haft, den eigenen Tod vor Augen, diese Zeilen gedichtet hat, die wir zu Beginn gesungen haben: „Von guten Mächten wunderbar geborgen! Erwarten wir getrost was kommen mag Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Ganz gewiss! Amen! So ist es!

Es kommt ja manchmal vor, dass wir Worte sagen oder hören und wir sagen sie ohne wirklich darüber nachzudenken, wir hören Sie mehr nebenbei. Überhören sie vielleicht auch.
Mit diesem kleinen Wort – oder wie der „alte Heidelberger“ sagt: „Wörtchen“ – Amen! sollte uns das nicht so gehen.
Und doch: Von dem baptistischen Pastor Andreas Malessa stammt die folgende Beobachtung: „Amen, dh. wörtlich: „So sei es!“ Wenn ein Prediger es am Ende seiner Predigt sagt, meint er damit: „So ist es nämlich!“ (mit etwas rechthaberischem Klang). Die Gemeinde denkt sich: „Amen! Naja, sei’s drum!“ Und die Jungs und Mädels in der Konfirmandenbank, die merken auf und sagen sich: „Na endlich!“
Eine banale Anekdote aus dem Leben eines Pfarrers mit satirischem Anklang, die uns fragen lässt: Wie steht es eigentlich mit unserem „Amen!“? Und diese Frage ist – ernst genommen eine in ihrem Kern eine bedrängende, schwere Frage, eine Grundfrage: Wie steht es eigentlich mit unserer Gewissheit?
„Amen!“ sage ich. Das soll wahr und gewiss sein. Das ist wahr und gewiss.
Wie steht es mit unserem Amen, mit unserer Gewissheit? Wir mögen in der Kirche in unseren Predigten und Gebeten ja immer wieder Amen sagen, aber was ist, wenn dieses Wort nur mehr dahingesagt wird wie ein Alltagswort? Wenn uns die Gewissheit, die dieses Wort ausdrückt, nicht tatsächlich auch im Innersten trägt? Und was ist mit denen, liebe Gemeinde, die diese Gewissheit verloren haben?
Was ist mit den Zweifelnden, den Suchenden?
Den Gebranntmarkten.
Den Traurigen
Den Gedemütigten.
Was ist mit denen, die nicht mehr glauben, nicht mehr vertrauen können?
Was ist mit denen, die Trost suchen – für das Leben, auch im Angesicht des Sterbens? Was ist mit denen, die suchen und nicht finden?
Und es gibt so unendlich viele Gründe, dass wir die Gewissheit dieses Wortes „Amen!“ „So soll es sein!“, ja: „So ist es!“, ... es gibt so unendlich viele Gründe, dass uns eben diese Gewissheit verloren gegangen ist.
Was also ist mit all den Verzweifelten?
Muss Ihnen dieses kleine „Wörtlein“ „Amen!“ nicht zur Anfechtung werden?

In seinen frühen Jahren hat Rainer Maria Rilke ein Gedicht verfasst, das heißt: „Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort“ und ich kann nicht anders als diesen Text im Horizont eines Gottesglaubens zu hören, in dem die Ehrfurcht vor dem, was wirklich wahr und gewiss ist, die Ehrfurcht vor dem von Gott geschaffenen Leben, der Schöpfung, gestört wird durch die viel zu leichtfertigen Worte der Menschen.

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn, und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

... Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort...
Was ist mit denen, denen die Gewissheit verloren gegangen ist? Die Zweifelnden, Verzweifelten, Traurigen, Suchenden, Enttäuschten, Ohnmächtigen, Kraftlosen... – muss ihnen dieses Gotteswort aus dem Munde der Menschen nicht eine Anfechtung sein? Muss es ihnen nicht im Hals stecken bleiben, dieses „Amen!“, ja gewiss, so ist es, so soll es sein!“?
(Pause)
Ein kleines Wörtlein nur. Vier Buchstaben: Amen! Und doch: Ein Wort, das wir Menschen nur mit Ernst und Ehrfurcht gebrauchen sollten. Denn im Grunde genommen, in seinem innersten Verstehen ist es ein Wort, dass wir Menschen uns nicht selbst sagen können, sondern das allein Gott uns sagen kann. Das allein Gott uns auch erfüllt sagen lassen kann. Dann nämlich, wenn der Heilige Geist diesen Glauben in uns bewirkt, dass wir wirklich nicht einfach nur so dahingesagt, sondern mit unserem ganzen Herzen, mit unserer ganzen Seele mit all unserer Kraft dieses eine Wort sagen und auch so meinen: „Ja, gewiss, so ist es!“ Diese Gewissheit kann uns nur von Gott gegeben, von Gott gesagt werden! Diese Gewissheit so dann tatsächlich auch zu erfahren ist das Wirken des Heiligen Geistes!
Was also ist mit denen, die diese Gewissheit nicht spüren? Und was ist mit uns selbst?

Wir können nur darum bitten. Und wenn wir so bitten, dann können wir getrost auch „Amen!“ sagen, denn wenn wir dieses „Amen!“ sagen, stellen wir uns bedürftig, bittend in den Horizont der Ewigkeit Gottes, in den Horizont der Gnade Gottes, in den Horizont der Treue Gottes.
Gerade als Suchende, Fragende, Zweifelnde, Verzweifelte sollten wir das tun, in unseren Gebeten. Immer wieder. Immer wieder von ganzem Herzen.

Wir kommen zum Schluss. Auf der Herbstsynode unserer Kirche in Leipzig hielt Pfr. Volberg aus Schwabach eine in vielerlei Hinsicht merkenswerte Eröffnungspredigt. Er schloss sie mit den folgenden Worten: „Und jetzt müsste ich das Wort sagen, dass aus vier Buchstaben besteht und mit „A“ beginnt. Das Wort, von dem mein ... ganz spezieller Freund, der Heidelberger Katechismus ... behauptet, es bedeute „Das ist wahr und gewiss!“ Ich weiß aber nicht, ob das „wahr und gewiss“ ist, was ich sagte. Es waren nur Gedanken. Ich lasse die ganze Sache besser verwehen, wie den Hauch eines Windes. .... Huiuiui (ins Mikrofon blasen) ... Jesus, der Sohn Marias sprach: ‚Der Wind bläst, wo er will und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.’ (Joh 3,8) Das wünsche ich unserer Kirche, meiner Geliebten und den anderen Kirchen ...“
... und das, liebe Gemeinde, wünsche ich uns allen und vor allem, denen, denen die Gewissheit verloren gegangen ist,
den Zweifelnden,
den Suchenden.
Den Gebranntmarkten.
Den Traurigen
Den Gedemütigten
Denen, die nicht mehr glauben, nicht mehr vertrauen können.
Denen, die Trost suchen – für das Leben. Auch im Angesicht des Sterbens.
...Huihuihui....

Und ein Allerletztes noch und ich meine es nicht irgendwie im Spaß. Ohne Unterton. Mit vollem Ernst: Nichts, liebe Gemeinde, ist so sicher wie das „Amen!“ in der Kirche!
Das zum Schluss. Für Ihren Weg. Nur zur Sicherheit. Für uns alle. Nichts ist so sicher wie das „Amen!“ in der Kirche!
... Huihuihui....
 

Gehalten in der Ev.-ref. Kirchengemeinde Bayreuth zum Ewigkeitssonntag 2010