Worte zu Pfingsten nach dem Brand

Der Pfingstgottesdienst drei Tage nach dem Brandunglück in St. Martha


Pfarrer Krabbe berichtet im Pfingstgottesdienst zur gegenwärtigen Lage und erzählt in seiner Predigt, wie es ihm ergangen ist und wie er - dennoch - den Geist Gottes erfährt.

 "Über Nacht hat unsere alte St. Martha-Kirche eine traurige Berühmtheit erlangt. Nichts wird mehr so sein wie zuvor. Da, wo unsere Gemeinde seit dem Jahre 1800 ihre Gottesdienste gefeiert, wo sie sich unter Gottes Wort und seinen Segen gestellt hat, wo sie Freud und Leid miteinander geteilt hat, wo wir feierten und beteten, gesungen und diskutiert haben, wo wir Trost und Wegweisung suchten, wo unzählig viele Konzerte stattfanden, wo so viele Kinder getauft und Jugendliche konfirmiert und Ehepaare getraut und Trauerfeiern für unsere Verstorbenen abgehalten wurden – da klafft nun eine tiefe Wunde. Der Schock sitzt tief, die Tränen sitzen locker, das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzuschätzen. Was nicht einmal der Zweite Weltkrieg geschafft hat mit seinen Bombennächten – ist jetzt höchstwahrscheinlich durch menschliches Versagen herbeigeführt worden. Ein schwerer Schlag für unsere kleine Gemeinde, für uns alle, für die Stadt Nürnberg und darüber hinaus. Ein schwerer Schlag vor allem auch für unseren Kirchenmusiker Bernd Dietrich und die Musikhochschule. Für die vielen, die bei uns in der alten Meistersinger-Kirche Konzerte gestaltet und besucht haben. Und nicht zuletzt ein schwerer Schlag für die Gruppe unserer Kirchenöffner unter Leitung von Birgit Rüdel, die St. Martha bekannt und beliebt gemacht haben. Glück im Unglück: Es kam kein Mensch zu Schaden, der Brand konnte eingedämmt werden, und unsere kostbaren Glasfenster waren, so wie im Zweiten Weltkrieg, ausgelagert.
 
Nun erreicht uns eine große Welle von Sympathie und Solidarität – für die wir gar nicht genug danken können. Wir erleben ein ganz neues Zusammenrücken unserer Gemeindeglieder, unserer Freunde und Nachbarn, von den reformierten Gemeinden in Bayern und darüber hinaus, von Präses Simon Froben und dem Moderamen bis hin zum Landeskirchenamt in Leer mit unserem neuen Kirchenpräsidenten Martin Heimbucher. Wir erfahren große Anteilnahme von unseren ökumenischen Geschwistern aus der AcK, vor allem hier von St. Klara, von St. Lorenz, von der Alt-Katholischen Gemeinde, vom lutherischen und katholischen Dekanat, von den beiden Regionalbischöfen, vom lutherischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und von Politikern. Bürgermeister Christian Vogel war schon nachts mit mir vor Ort. Wir erfahren Anteilnahme von unzähligen Bürgern unserer Stadt, die zum Teil weinend vor der ausgebrannten Kirche stehen – ich kann gar nicht alle aufzählen, die an uns denken, die uns mit ins Gebet nehmen. Allein weit über hundert Mails und Briefe sind bislang eingegangen, aus der ganzen Bundesrepublik und selbst aus dem Ausland. Und heute am Pfingstfest wird bayernweit in allen lutherischen Kirchen für den Erhalt von St. Martha gesammelt und die Kollekte erhoben, einige katholische Kirchen werden ebenfalls für uns sammeln. Das alles macht uns Mut in unserer Trauer – Mut zu einem Neubeginn. Ja, unsere Glaubensgeschwister zeigen uns mit Herzen, Mund und Händen: „Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle anderen Glieder mit“ (1. Korinther 12,26). Ich danke Ihnen allen herzlich im Namen des Presbyteriums für alle Zeichen der Verbundenheit.“
 
 
Den vollständigen Gottesdienst können Sie nachlesen unter: 

Dieter Krabbe/Herbert Sperber