Der Mörder ist immer...

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim


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Als Krimifan mag ich gute Krimis und ärgere mich über schlechte Krimis. Wäre der Fall Skripal ein Kriminalroman gewesen, hätte ich ihn nach wenigen Seiten beiseite gelegt.

Nichts daran war stimmig und am Ende weiß man immer noch nicht, was wirklich in Salisbury passiert ist und warum. Drei Monate nach dem Anschlag auf Sergei Skripal und seine Tochter starb eine Frau am selben Gift. Ihr Freund soll es in einem Mülleimer gefunden haben, und es seiner Freundin in einem Parfümfläschchen übergeben haben.

Ganz ähnlich scheint es mit dem Fall Nawalny zu werden. Warum soll ausgerechnet ein dubioses militärisches Nervengift, das schon einmal versagt hat, als Mordinstrument gedient haben? Und was haben Deutschland oder gar die EU damit zu tun? Es ist wohl so, dass die Wirklichkeit ein schlechter Krimiautor ist. Unsere Politikerinnen und Politiker schreiben daran mit ihren Schuldzuweisungen jedenfalls ganz eifrig mit.

Vor 50 Jahren nahm Reinhard Mey in seiner berühmten Krimiparodie „Der Mörder ist immer der Gärtner“ voreilige Verdächtigungen aufs Korn und sang: „Der Mörder war nämlich der Butler… man lernt eben täglich dazu.“i

Der Chor der Gegner einer Gaspipeline unter der Ostsee war sich jedenfalls schnell einig, wie der tatverdächtige Kreml-Herrscher zu bestrafen ist. Norbert Röttgen, die Grünen und zahlreiche Journalisten forderten den sofortigen Baustopp der ungeliebten Pipeline. Wenn Sanktionen, mit denen man sich ins eigene Fleisch schneidet, ein probates Mittel zur Verteidigung der Menschenrechte sind, darf man darauf gespannt sein, welche Sanktionen Deutschland oder die EU gegen die USA beschließen wollen. Anlässe gäbe es genügend, Donald Trump in die Schranken zu weisen. Ein Exportverbot von deutschen Autos nach USA wäre vielleicht ein wirksames Mittel?


Paul Oppenheim